Innsbruck - Rund ein Viertel der Österreicher läuft laut Experten Gefahr, einen Pensionsschock zu erleiden. Besonders betroffen sind Männer und jene Menschen, die in Jobs mit hohem Sozialprestige tätig waren, erklärte Ullrich Meise, Direktor der "Gesellschaft für Psychische Gesundheit - pro mente tirol", am bei einer Pressekonferenz. Als Paradebeispiel für Berufsgruppen mit besonders hohem Risiko nannte er Politiker. Problematisch kann es werden, wenn die Betroffenen dadurch in eine Depression schlittern.

Es treffe vor allem Berufstätige, die ihren Job sehr gerne ausüben, den Großteil ihrer Sozialkontakte aus ihrem Arbeitsumfeld beziehen und andere Interessen zugunsten ihres Berufs zurückgestellt haben, führte Meise aus. Nach dem Ende ihrer beruflichen Laufbahn besteht für sie die Gefahr, in ein schwarzes Loch zu fallen.

Psychologische Behandlung

Alarmzeichen für eine Depression seien beispielsweise plötzliche Antriebslosigkeit, Übellaunigkeit, und dass man Interessen, denen man immer sehr gerne nachgegangen ist, nicht mehr weiter verfolgt, aber auch Schlafstörungen können ein Anzeichen sein. Depressive Verstimmungen kenne jeder. Wenn dieser Zustand allerdings über einen längeren Zeitraum anhält und nicht mehr von "guten Phasen" unterbrochen werde, sollte man sich in psychologische Behandlung begeben.

Generell freue sich der Großteil - 65 Prozent - auf die Pension, 26 Prozent gaben allerdings an, dass ihnen die Arbeitskollegen fehlen werden, zehn Prozent klagten über Langeweile und sieben Prozent sagten sogar, dass sie sich nicht mehr als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft fühlen, gab Meise an. Diese sieben bis zehn Prozent stufte er als Hochrisikogruppe ein, einen Pensionsschock zu erleiden.

Soziales Netz aufbauen

Verena Günther, Leiterin der Abteilung für Klinische Psychologie der Universitätsklinik für Psychiatrie in Innsbruck, riet Betroffenen dazu, ihren Tagesablauf wieder zu strukturieren. Bereits ein bis zwei Jahre vor Pensionsantritt sollte man sich darum kümmern, ein soziales Netz außerhalb des beruflichen Umfeldes aufzubauen. Bei Auswahl der sozialen Kontakte, sollte man nicht allzu kritisch sein, meinte Günther. Außerdem sei es von Vorteil, wenn die Kontakte sich sowohl als älteren als auch aus jüngeren Menschen zusammensetzen. (APA)