Das Leben eines heimischen Bauern ist dem Tode geweiht. Nicht nur, dass die EU mit Satelliten darüber wacht, dass niemand in für die Brachlegung subventionierten Wiesen Traktorspuren hinterlässt - was einen sofortigen Förderstopp sowie Enteignung und Armenhaus für den ertappten Agrarökonomen bedeuten würde. Eine Geschichte, die ein Nachbarbauer meines Vertrauens oft und gern erzählt.
Davon, dass diese Satelliten nachts auch heimlich über dem Dorf stehenbleiben, um die Bevölkerung gefährlichen Psychoexperimenten zu unterziehen, ein anderes Mal.
Wie uns ein Blick in den heurigen Jungbauernkalender des Lagerhauses zeigt, lebt dieser Berufsstand allerdings auch selbstverschuldet recht moribund.
Märzbauer Thomas fährt, völlig verantwortungslos barfuß und nur mit Shorts bekleidet, einen John-Deere-Traktor. Anton heizt im April dem Obstbaumschnitt am offenen Feuer mit leicht brennbar eingeöltem Oberkörper ein. Winzer Michael droht sich im Mai mit seinem Brustpiercing in den achtlos gehängten Klammerdrähten des Weinberges zu verfangen. Im August wird nackt Holz gehackt, im Oktober brustfrei Apfelschnaps destilliert und im November ohne Schuhe auf feuchten Moosfelsen herumgekraxelt.
Bauernsterben, oft auch selbst verschuldet, kann man da nur sagen. (Christian Schachinger, DER STANDARD/Printausgabe, 28.04.2010)