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Töchtertag 2010: DiTech setzt auf Frauen in technischen Berufen.

Foto: APA/Thomas Preiss

"Und dann habe ich zu Prinz William gesagt: Hey, du siehst in Wirklichkeit ja viel besser aus als auf den Fotos", erzählt Margit Leidinger, Gründerin des Stein- und Fliesenpflege-Unternehmens Finalit. Es ist still im Raum, zehn Augenpaare hängen gebannt an ihren Lippen und lauschen den Erzählungen über die Begegnung mit der Queen und ihrer Familie bei der Eröffnung des Diana-Denkmals oder über ihre Restaurationsarbeiten an ägyptischen Pyramiden.

Leidinger ist zu Besuch im Zentrum für Innovation und Technologie (ZIT), wo sie im Rahmen des von der Stadt Wien organisierten "Töchtertags" am 22. April Mädchen zwischen elf und 16 Jahren von ihrem Job erzählt und für technische und naturwissenschaftliche Berufe begeistern will.

Der Töchtertag soll Mädchen die Chance geben, ungewöhnliche Berufswege kennenzulernen, und ihnen einen Einblick in die Praxis vermitteln. Insgesamt 170 Unternehmen sind daran beteiligt, das ZIT ist mit seinem Workshop "Ideenattacke" eines davon.

"Unser Ziel ist es, Kindern einen Zugang zu Forschung zu vermitteln", sagt Moderatorin Daniela Perl. "Wir wollen ihnen zeigen, dass sie selbst kreativ sein können und Forschung keine abstrakte Sache ist."

So werden nach kurzer Zeit Berge von Bastelmaterial hervorgeholt, und die Mädchen dürfen erfinderisch sein. "Ihr könnt machen, was ihr wollt", motiviert Perl. Anfangs sitzen sie etwas ratlos vor buntem Papier und Stiften, nach einigen Minuten legt sich die Unsicherheit, und der Kreativität wird freier Lauf gelassen.

Tragehilfe aus Karton 

Die zum Naschen am Tisch stehenden Schoko-Naps inspirieren zur Konzipierung einer Schokoauspapierlbox. "Man wirft die Schokolade oben hinein, und unten kommt sie ausgepackt wieder heraus", erklärt die 13-jährige Isabella. Auch die anderen Erfindungen sind praktisch - der "Popcolasüßbehälter" der elfjährigen Arberesha etwa integriert Popcorn, Coca-Cola und Süßigkeiten in einem, sodass der Kinobesuch entspannt verläuft. "Sonst hat man alle Hände voll und kann das nicht gut tragen", erklärt sie.

Die Mädchen hören von Berufen, mit denen sie noch nie konfrontiert waren. "Was macht eine Balneologin oder eine Önologin?", fragt Perl in die Runde. Ratlose Gesichter. Balneologie sei die Lehre der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen und Heilgase in Form von Bädern oder Trinkkuren, erklärt sie. Önologie die Kellerwirtschaft, also das Keltern und Reifen des Weines. Für die Mädchen etwas zu abstrakt, damit können sie nicht viel anfangen. Sinologie, einmal erklärt als Chinawissenschaften, weckt jedoch ihr Interesse.

In der Runde mit der Neurolinguistikerin Jacqueline Stark, Sabrina Tanner, der Gründerin des Unternehmens Urban Tool, das Kleidung mit integrierter Technologie herstellt, und Margit Leidinger hören die Mädchen vom Werdegang der drei Frauen und wie diese aus Interessen einen Beruf machten. Gemeinsam wird versucht, anhand der Hobbys der Mädchen mögliche Berufsfelder zu finden. Aus der Tierliebe zu Katzen könnte man eine neuropsychologische Therapie-Arbeit mit Schlaganfallpatienten ableiten, schlägt Stark vor.

Mutig sein und träumen 

Einig sind sich die drei erfolgreichen Pionierinnen, dass Frauen viel zu wenig vernetzt sind und sich untereinander mehr austauschen müssten. "Die Businesswelt wird immer noch von Männern dominiert", sagt Tanner. "Es kommt vor, dass Menschen mit mir keine Geschäfte machen wollen, weil ich eine Frau bin."

Die Unternehmerin möchte den Mädchen, die in die Forschung gehen wollen, vor allem eines mitgeben: "Traut euch und habt Träume." Für Leidinger wegbegleitend zum Erfolg war das Motto: "Du kannst alles erreichen, was du willst." Ihr Appell an die Mädchen: "Lasst euch von niemandem etwas anderes einreden, als ihr tun wollt, und vertraut auf eure Intuition." Ob das in der Realität so umsetzbar ist, wird sich zeigen. (DER STANDARD, Printausgabe 28.04.2010)