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Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer

Foto: EPA/Warnand

Wien - Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer macht Karriere im Reich des Bauunternehmers Hans Peter Haselsteiner: Er übernimmt den Vorsitz der Haselsteiner-Familienstiftung sowie im Aufsichtsrat des Baukonzerns Strabag. Zweiteres soll bei der kommenden Hauptversammlung am 18. Juni offiziell abgesegnet werden, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Der bisherige Vorsitzende Waldemar Jud scheidet aus dem Aufsichtsrat aus. Mit dem Strabag-Job kann der ehemalige SPÖ-Chef Gusenbauer sein Einkommen um 50.000 Euro jährlich aufbessern, die Dotierung des Vorsitzenden der Privatstiftung wird nicht bekanntgegeben.

Gusenbauer war nach seinem Ausscheiden aus dem Kanzleramt Ende 2008 auf seinen alten Arbeitsplatz in der niederösterreichischen Arbeiterkammer zurückgekehrt, hatte den Job aber nach einem halben Jahr an den Nagel gehängt. Seither fungierte der frühere SP-Politiker etwa als Berater für die WAZ-Mediengruppe und als Aufsichtsrat in der Signa-Recap-Holding des Immobilieninvestors Rene Benko. Außerdem ist Gusenbauer Europa-Direktor des Investmentfonds Equitas European Funds (der Fonds hat personelle Verflechtungen mit dem niederösterreichischen Glücksspielkonzern Novomatic) und betreibt eine eigene Firma - die "Gusenbauer Entwicklungs und Beteiligungs-GmbH".

Rochade im Aufsichtsrat

Sein Aufsichtsratsmandat beim Baukonzern Alpine hat Gusenbauer am Mittwoch zurückgelegt, hieß es. Neben Gusenbauer wird bei der Hauptversammlung am 18. Juni auch Karin Gelbmann neu in den Aufsichtsrat einziehen, die Gerhard Gribkowsky ersetzt. Er wechselt in den Aufsichtsrat der deutschen Strabag-Tochter. Die Aufsichtsräte Gottfried Wanitschek und Magna-Chef Siegfried Wolf werden dagegen wiederbestellt.

Der Wechsel an der Spitze der Haselsteiner-Familien-Privatstiftung wurde beim Handelsgericht Klagenfurt angemeldet, wie Haselsteiner am Donnerstag mitteilte. Demnach ist geplant, dass der bisherige Vorsitzende - Haselsteiner selbst - und seine Stellvertreterin Ulrike Haselsteiner aus dem Vorstand ausscheiden.

Haselsteiner hatte sich seit den 1990-er Jahren für das Liberale Forum engagiert, 2006 allerdings eine Wahlempfehlung für Gusenbauers SPÖ abgegeben.

Deripaska im Oktober wieder Großaktionär

Die Rückkehr des russischen Oligarchen Oleg Deripaska als Strabag-Großaktionär für Mitte Oktober 2010 scheint indes auf einem guten Weg zu sein: "Derzeit sieht es so aus, dass Deripaska Ende Oktober wieder 25 Prozent an der Strabag halten wird", erklärte der Generaldirektor der Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Erwin Hameseder, am Donnerstag.

2007 war der Russe beim österreichischen Baukonzern Strabag eingestiegen. Allerdings musste er seinen 25-Prozent-Anteil infolge der Wirtschaftskrise an die anderen zwei Strabag-Großaktionäre abtreten - an die Privatstiftung von Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner und die Raiffeisen/Uniqa-Gruppe.

Hintergrund der Übertragung des Aktienpakets war ein Darlehen der Deutschen Bank für den damaligen 1,2 Mrd. Euro teuren Einstieg des Russen bei der Strabag. Den Kredit besicherte der Russe mit Strabag-Aktien. Im Oktober 2008 verlangte die Bank einen Kapitalzuschuss, weil die Aktien massiv an Wert verloren. Das Geld konnte Deripaska nicht nachschießen. Daraufhin übernahm ein Finanzkonsortium um die RZB den Kredit von der Deutschen Bank. Später übertrug Deripaska seinen Strabag-Anteil an die anderen zwei Strabag-Großaktionäre. Die Möglichkeit zum Rückkauf des Anteils wurde im Vorjahr mehrmals verlängert - zuletzt im Dezember 2009. Für die Fristverlängerung bezahlte der Russe eine Optionsgebühr von rund 46 Mio. Euro - je ein Drittel an Raiffeisen, die Haselsteiner Stiftung und an die Uniqa.

Damit sicherte sich Deripaska die Möglichkeit, heuer am 15. Oktober über seine Rückkehr als Strabag-Großaktionär zu entscheiden. Er muss für die 28,5 Millionen Aktien oder 25 Prozent an der Strabag einen Preis von 19,25 Euro pro Stück bezahlen - also rund 548,6 Mio. Euro auf den Tisch legen. Derzeit ist der Russe an der Strabag nach wie vor mit einer Namensaktie beteiligt und hat zwei Sitze im Aufsichtsrat.

Derzeit ist die Haselsteiner-Gruppe zu 33,7 Prozent an dem Baukonzern beteiligt, die Raiffeisen/Uniqa-Gruppe zu 43,3 Prozent. 23 Prozent der Aktien befinden sich im Streubesitz. (APA)