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Die Vorteile des High-Definition-Nachfolgers der DVD überwiegen, eine wesentlich höhere Speicherkapazität zaubert bessere Bilder auf den Fernseher. Am Ende geht es aber auch bei der Blu-ray um den Preis.

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Hollywoods Ober-Fantast James Cameron hat mit Avatar den erfolgreichsten Kinofilm aller Zeiten verantwortet. Nun arbeitet er daran, sein Märchen von den edlen Wilden auch auf Blu-ray Disc zum Hit zu machen.

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"Über kurz oder lang wird Blu-ray die DVD ersetzen." Das sagt Tobias Kurig, Test-Redakteur beim Fachmagazin "Audio-Video-Foto-Bild" in Hamburg. Und lehnt sich damit womöglich gar nicht zu weit aus dem Fenster. Am Home-Entertainment Sektor ist ein Erbfolgekrieg im Gange, der in der nächsten Runde angelangt ist. Welches Filmformat setzt sich in den heimischen Wohnzimmern durch?

Zuerst war der Siegeszug der silbernen Scheibe: An der Schwelle zum 21. Jahrhundert wurde das Volksmedium Videokassette von der DVD verdrängt, das brachte viele Vorteile: Kein nerviges Zurückspulen mehr, Befehle auf Knopfdruck etc. Jetzt ist das DVD-Format schon wieder Schnee von gestern: Die Blu-ray Disc soll der neue Renner werden, aus der Film- und Spieleindustrie gibt es trotz Sorgenfalten große Unterstützung.

Holpriger Start

Grund zur Euphorie gab es für die großen Elektronik-Hersteller zu Beginn nämlich nicht: 2009 wurden in Europa 22 Millionen Blu-ray Discs verkauft, was einem Gesamtumsatz von knapp 450 Millionen Euro entsprach. In Deutschland wurden über sechs Millionen Blu-Ray Discs verkauft, was zwar deutlich mehr ist als im Jahr davor (1,7 Mio.), aber mit einer zweiprozentigen Käuferreichweite noch immer einen Nischenmarkt ausmacht. In Österreich ist die Situation am Videomarkt ähnlich: Bei knapp 13 Millionen verkauften Kopien (inklusive DVD) gingen nur 600.000 Blu-rays über die Ladentische. Das sind die Ergebnisse einer Studie des GFK Consumer Panels im Auftrag der Deutschen Filmförderanstalt. 

Kampf um den Preis

Abschreckend wirkte mit Sicherheit der Preis: Bis zu 30 Euro kosteten Top-Filmtitel seinerzeit (2008), mittlerweile liegt der Durchschnittspreis bei einer Blu-Ray bei 19 Euro. Teuer waren anfangs auch die Blu-Ray Player. "Die ersten Geräte sind mit 1000 Euro eingestiegen, das war eine Hürde. Jetzt gibt es die Günstigsten schon um 99 Euro. Dabei war die Bild- und Tonqualität seit jeher sehr gut. Kritik gab es schon eher an der Bedienung. Die Blu-Ray Player hatten lange Einlesezeiten, beim Start des Gerätes dauerte es ewig bis das System hochfährt und die Scheibe abspielt", sagt Videoexperte Tobias Kurig. 

Das haptische Erlebnis

Fakt ist, dass trotz stabiler Lage in Deutschland der weltweite Videomarkt rückläufig ist. Der Videoverleih ist angesichts der immer attraktiver werdenden Online-Vertriebsmodelle am kollabieren, die Ausgaben für Home Entertainment Produkte sind im letzten Jahr um 6,8 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro gesunken wie die Digital Entertainment Group (DEG) berichtet. Kurig glaubt aber nicht, dass der Markt in die Brüche geht, das haptische und optische Erlebnis sei nicht zu ersetzen: "Das Kopieren von Blu-rays ist noch nicht jedermanns Sache, Videopiraterie im hochqualitativen Bereich noch nicht so verbreitet. Außerdem sieht es in den Köpfen der Menschen doch so aus: Die stellen sich eine Scheibe, ein Plattencover oder ein Buch einfach gerne ins Regal und sammeln auch Filme."

Am Blu-ray Kaufmarkt gibt es deutlich steigende Stückzahlen, das Umsatzniveau erreicht erstmals über 100 Millionen Euro. Trotzdem: Der positive Preiseffekt der DVD bleibt beim blauen Nachfolgeformat aus. Augenscheinlich sind vor allem die deutlichen Unterschiede in der Preisentwicklung in den ersten Jahren nach der Markteinführung. Während die DVD in den ersten vier Jahren (zwischen 1999 und 2002) konstant um die 20 Euro kostete, rasselte der Preis der Blu-ray bereits nach einem Jahr um 10 Euro herunter. Die Hersteller, ein Konsortium bestehend aus fast allen großen Elektronikkonzernen wie etwa Sony, Samsung, LG Electronics etc., scheinen langsam zu verstehen, dass die Preise niedriger sein müssen um an den Erfolg der DVD anknüpfen zu können.

Top-Referenzen bei Bild und Ton

Tobias Kurig sieht auch in der Zersplitterung des Marktes in der Elektronikindustrie einen Grund für die langsame Entwicklung: "Der Markt wird noch vielseitiger in Zukunft, die Dominanz von einem Medium wird es nicht mehr geben. Die vielen Vertriebswege, ob Video On Demand, die Online-Ausleihe über I-Tunes oder der PlayStation Videostore, mögen den alleinigen Erfolg der Blu-ray eingrenzen. High-End Freaks, die auf Bild und Tonqualität wert legen, werden aber mit Blu-ray am besten bedient."

Die Gefahr, dass die 2007 eingeführte blaue Scheibe auf Dauer ein Nischenprodukt für hartgesottene Heimkinofans bleibt, ist eher gering. Das Kalkül der Hersteller ist einfach. Nehmen die Leute die verbesserte Qualität überhaupt wahr? "Jein. Gerade in den Anfängen gab es viele Filme, die nicht neu abgetastet wurden. Viele Streifen waren nicht besser als auf DVD. Heute werden DVD schlechter gemacht, damit der Abstand zu Blu-ray größer wird." Neuere Filme haben im altbekannten Format oft keine ausgedehnten Special-Features mehr, bei der aktuellsten Terminator Fortsetzung ("Terminator Salvation") gibt es den Director's Cut etwa nur mehr auf der Blu-ray Disc.

Wirtschaft im 3D-Rausch

Im heimischen Videomarkt wird mit DVDs 92 Prozent des Gesamtumsatzes bestritten, mit dem Höhenflug von 3D-Filmen aus Hollywood könnte sich das aber rasch ändern. Seit James Cameron mit seinem dreidimensionalen Märchenfilm Avatar einen der bestverdienenden Kinohits aller Zeiten gelandet hat, ist die kommerzielle Eroberung der dritten Dimension in Gang. In Deutschland und Österreich verkaufte sich Avatar am ersten Wochenende über 700.000 Mal, dabei lag der Anteil der verkauften Blu-rays mit rund 250.000 Stück bei fast 35 Prozent. Die blaue Scheibe ist momentan das einzige Medium, dass 3D-Filme speichern kann. Da konnten sich die Hersteller ganz schnell auf einen Standard einigen, was einer Revolution in der Elektronikindustrie gleich kommt. Sony liefert die ersten 3D- Fernseher zur Fußball-WM in Südafrika, 3D-Player kosten derzeit 500 Euro, in der Preisschlacht um Weihnachten wohl nur mehr 300 oder 250 Euro. Die Filmindustrie hat zig neue dreidimensionale Produktionen in Planung, das Angebot an Spielfilmen in 3D wird dementsprechend schnell wachsen.

Macht die Zukunft endlich blau?

Für höhere Verkaufszahlen wird auch die verbesserte Qualität der Abspielgeräte sorgen. Lange galt Sonys Spielkonsole Playstation 3 als der Blu-ray Player mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis. Und schließlich konnte man damit auch Computerspiele zocken. Mittlerweile gibt es aber schon eine Reihe von Stand-Alone Abspielgeräten, die mehr zu bieten haben. Audio-Video-Foto-Bild-Redakteur Kurig sieht in der Playstation 3 noch immer "einen der potentesten Player. Sie lässt sich für die 3D-Wiedergabe updaten, hat dafür aber Schwächen bei der Anzahl der Bild- und Tonausgänge und ist lauter wegen der starken Belüftung. Die Einstiegsmodelle von Sony oder Panasonic beispielsweise, machen kaum Lärm, verbrauchen weniger Strom und haben im Prinzip alle Eigenschaften die ein gutes Wohnzimmergerät ausmachen."

Die 3D-Technik wird die wirtschaftliche Entwicklung der Blu-ray vorantreiben. Ein Blick über den großen Teich sei gewagt: Die Marktforscher von "Futuresource" prognostizieren, dass innerhalb der nächsten vier Jahre die Hälfte aller amerikanischen Haushalte 3D-Fernseher in den Wohnzimmern haben wird, jeder dritte davon amüsiert sich mit einem Blu-ray 3D-Player. 2015 soll das neue High-Definition-Format dann endgültig die Marktführerschaft übernommen haben. (Florian Vetter, derStandard.at)