Philips Prestigo-Modell für rund 150 Euro.

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Nevos S70 zählt zur absoluten Spitzenklasse.

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Die Harmony 1100 von Logitech erinnert mehr an einen Pocket-PC.

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Mittels iPhone lässt sich einfach alles kontrollieren.

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Im Wohnzimmer von heute befinden sich in der Regel gleich mehrere Geräte - vom Fernseher über Blu-ray-Player bis hin zur Spielkonsole, aber auch komplette Heimkino-Anlagen mit Videobeamer und Hifi-System sind keine Seltenheit. Die negative Konsequenz all dieser Technik: ein Berg an Fernbedienungen, schnell kann man die Übersicht verlieren und so das Zappen zur Qual werden. Glücklicherweise hat auch die Industrie diesen Trend verfolgt und rasch Abhilfe mit sogenannten Universal-Fernbedienungen geschafft. In diesem Segment gibt es mittlerweile ein reiches Angebot an Lösungen für das Eigenheim, nur stellt sich für den Konsument die Frage, welche denn für ihn die optimale Fernbedienung ist. Gerade in den unteren Preiskategorien raten Experten zur Vorsicht, das Hauptproblem günstiger Multimedia-Fernbedienungen, also Geräte für unter 25 Euro, stellt meist die mangelnde Lernfähigkeit dar. Oft sind auch die mitgelieferten Codes veraltet, sodass etwa moderne Blu-ray-Player bei in die Jahre gekommenen Modellen von Haus aus nicht unterstützt werden. Ein Umstand, den man besser durch vorangehende Experten-Beratung schon vor dem Kauf aus dem Weg gehen kann.

Problem

Mit Spielkonsolen wie Sonys Playstation 3 oder Microsofts Xbox 360 oder PC-ähnlichen Multimedia-Zentren lassen sich mittlerweile viele Aufgaben mit einem einzigen Gerät bewältigen, etwa das Betrachten von Internet-Streams auf dem Fernseher oder das Abspielen von Musik. Die Multimedia-Konsolen bieten mittlerweile fast alles Vorteile eines eigenen Media-PCs im Wohnzimmer, wofür zwei Fernbedienungen - eine für den Fernseher, die andere für die Konsole - meist ausreichend sind. Doch spätestens beim DVB-T- oder SAT-Receiver wird es unangenehm, die Bedienung unkomfortabel.

Diverse Anbieter

Vor allem Logitech und Philips bieten seit einigen Jahren attraktive Lösungen für das Durcheinander im Heimkino. Die Schweizer kennzeichnen ihre Serie mit dem stimmigen Namen "Harmony", die Niederländer haben diverse Produktreihen mit klingenden Bezeichnungen wie "Prestigo". Beide Hersteller matchen sich in der Ober- und Unterklasse, wobei im preisgünstigen Segment mit Vivanco oder Hama auch viele 'Billiganbieter' mitmischen. In der Premium-Klasse gibt es mit Nevo oder Marantz ernstzunehmende Konkurrenz, allerdings sind die Preise der Spitzenmodelle dort mit rund 1000 Euro etwa doppelt bis dreimal so hoch wie jene der anderen Anbieter.

Gehobene Mittelklasse von Logitech

Je nach Gebrauch und gewünschtem Gebrauchsumfang bieten sich unterschiedliche Modelle an, wo sich der Unterschied meist erst in Form unauffälliger Details bemerkbar macht, die für den Nutzer aber alles andere als unerheblich sind. Ein Beispiel ist etwa Logitechs Harmony 600 die mit einem Preis von rund 60 Euro zu Buche schlägt. Mit der Bedienelement lassen sich bis zu fünf Audio- und Video-Geräte steuern. In dieser Preisklasse dürfen potenzielle Käufer schon einiges erwarten, etwa dass sich mehrere Komponenten mit nur einem Klick synchron starten lassen. Richtig eingerichtet, was bei der Harmony 600 übrigens ausschließlich mittels Online-Abfrage der Produktcodes funktioniert, muss der Anwender etwa lediglich die Taste "DVD" drücken um TV, Hifi-Anlage und DVD- oder Blu-ray-Player auf einen Klick in Betrieb nehmen zu können. Eine Ansteuerung funktioniert ausschließlich via Infrarot, integrierter Akku findet sich keiner. Dafür darf man für rund 60 Euro bereits ein monochromes Display sein Eigen nennen, die Navigation erfolgt allerdings ausschließlich mittels physischer Tasten.

Vor- und Nachteile bei Philips

In eine ähnliche Kerbe schlägt Philips 5000er-Serie, aber auch andere Modelle der Niederländer um rund 25 Euro können Logitech in Sachen Funktionsumfang Paroli bieten. So besitzen bereits die günstigen Modelle die sogenannte "Lernfunktion". Dabei wird der Infrarot-Sensor der neuen Universal-Variante dem Infrarotsensor der bisherigen Fernbedienung gegenüber gelegt. Anschließend lässt sich das neue Gerät mittels manueller Tastenbelegung perfekt auf die heimische Gerätschaft abstimmen. Einziger Haken: das Programmieren einer solchen Fernbedienung ist, vor allem wenn man mehr als drei Komponenten hat, ziemlich zeitintensiv. Dabei kann schon die ein oder andere Stunde vergehen, abhängig vom jeweiligen Modell. Auch hier ist aber zu beachten, dass sich der Teufel im Detail versteckt. Mit Philips Modell 5000 lassen sich zwar Geräte von rund 1.000 Herstellern ansteuern, so die Angaben des Unternehmens, doch werden etwa Blu-ray-Player überhaupt nicht unterstützt - bei solch einer Einschränkung hilft dann auch der integrierte Mini-Screen samt schicker Hintergrundbeleuchtung nichts.

Premium-Geräte ab 150 Euro

Bei den Luxusmodellen gibt es preisliche Quantensprünge: Philips' teuerste Modelle kosten zwischen 150 und 200 Euro, wobei auf die Aktualität der Fernbedienung geachtet werden muss. Bei einigen handelt es sich um Auslaufmodelle mittels derer sich oft nur alte Geräte bedienen lassen. Auf der sicheren Seite ist man mit der "Prestigo" - ein echter Alleskönner samt Touchscreen mit dem sich mehr als 300.000 unterschiedlichster Multimedia-Komponenten in Betrieb nehmen lassen. Um diesen und höhere Preise wissen aber auch die Schweizer zu beeindrucken. Spitzengeräte schlagen dort mit 250 bis 350 Euro zu Buche. Während de Harmony 900 optisch noch als herkömmliche Universal-Fernbedienung durchgehen könnte erinnert die Harmony 1100 schon mehr an ein Navigations-System oder gar einen Pocket-PC. Der Hersteller verzichtet dabei weitestgehend auf eine physische Tastatur, zur Navigation soll überwiegend der 3,5 Zoll große Touchscreen aushelfen. Trotz doppelt so hohem Preis lassen sich damit nur etwas mehr als 200.000 Geräte ansteuern. Der große Vorteil aber: die Harmony 1100 kommt auch mit Funkübertragung zurecht. Das bedeutet, dass eine Steuerung der Geräte von über all aus - innerhalb des Hauses oder der Wohnung - erfolgen kann. Dazu müssen die entsprechenden Infrarot-Dioden einmalig genauestens ausgerichtet werden, anschließend kommunizieren der Infrarot-Sender und die Fernbedienung per Funk.

Echter Luxus für 1100 Euro

Dass es aber noch einen Tick besser und vor allen Dingen teurer geht beweise Marantz und Nevo. Eine Preisdifferenz von bis zu 750 Euro läutet die oberste Liga der Universal-Fernbedienungen ein. Allerdings werden die Nutzungsmöglichkeiten hier deutlich erweitert, ab zirka 900 Euro lässt sich dann nicht mehr nur die komplette Heimkino-Anlage sondern auch die elektrische Jalousie oder das Garagentor per Tastendruck steuern. Die Experten von Nevo werben gar mit der Möglichkeit damit Sicherheitskameras zu kontrollieren. Das Spitzenmodell S70 lässt für knapp 200 Euro Aufpreis sogar das Top-Gerät RC9500 von Heimkino-Spezialist Marantz mit zusätzlicher WLAN-Unterstützung alt aussehen. Dadurch bietet sich die Option etwaige Produktcodes direkt vom Server - ganz ohne umständliche PC-Synchronisierung - des Anbieters zu laden.

Totale Kontrolle durch das iPhone

Eine ganz spezielle Idee aber greift das Projekt Mediola auf, das von Telefunken und Tecnovum Technologies zusammen ins Leben gerufen wurde. Zwar gibt es bereits seit geraumer Zeit die Möglichkeit für rund 50 Euro einen Infrarot-Adapter für das iPhone zu erwerben, wodurch Apples Smartphone mittels Lernfunktion die entsprechenden Befehle aufnehmen kann, doch handelt es sich bei Mediola um eine weit intuitivere und kostspieligere Lösung. Ähnlich wie bei den Highend-Modellen lassen sich damit so gut wie alle auf dem Markt befindlichen Geräte ansteuern. Mittels einer eigenen Box, als Gateway dienend, lassen sich zuhause sämtliche Geräte - von der Playstation 3 bis hin zur Heizung, von überall auf der Welt steuern. Einzige Voraussetzung ist eine WLAN-Verbindung für den iPod Touch beziehungsweise zumindest GPRS-Anbindung bei Apples iPhone. Dieses Angebot lässt sich vom Hersteller nur schwer in Zahlen fassen, Endkunden sollten aber mit mindestens 500 Euro für dieses einzigartige Lösungsmodell in Kauf nehmen. In Zukunft sollen auch weitere Geräte wie Tablet PCs unterstützend hinzukommen.

Allgemeine Kauftipps

Vor dem Kauf einer Universal-Fernbedienung sollten Sie sich über folgende fünf Punkte informieren:

1. Wie viele Geräte kann und möchte ich maximal steuern und welche werden überhaupt unterstützt? Einige Hersteller wie Logitech bieten auf ihrer Webseite dazu eine Online-Datenbank um die Produktunterstützung bereits im Vorfeld abklären zu können.

2. Verfügt die Fernbedienung über eine sogenannte "Aktionssteuerung", wodurch mehrere Geräte nacheinander automatisch aktiv werden? Dies ist besonders wichtig wenn der Fernseher beispielsweise direkt an die Hifi-Anlage gekoppelt ist.

3. Welche Sprachen und welchen Umfang bietet die Bedienungsanleitung beziehungsweise der technische Support, um die Fernbedienung effizient einrichten zu können? Durch die Lernfunktion können einige Stunden vergehen, dafür lässt sich aber je nach Modell so gut wie jeder Befehl übernehmen.

4. Welche Lösung ist für mich die komfortabelste? Objektiv lässt sich die Ergonomie aufgrund unterschiedlichster Vorlieben nur schwer bewerten. Sie sollten das Gerät daher schon vor dem Kauf in Händen halten.

5. Was brauche ich eigentlich? Auch wenn die Luxusmodelle mit edlem Touchscreen und individuell anpassbaren Icons, für das jeweilige Gerät, aufwarten stellt sich die Frage ob dieser Überfluss an Funktionalität überhaupt benötigt wird. (red)