Die vier Jahreszeiten kann man im Österreich-Pavillon an einem Tag erfahren - und im Winter Schneebälle werfen.

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Schanghai - "Die Frage, ob sich Österreich nicht beteiligt, hat sich erst gar nicht gestellt." Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wirkt angesichts des österreichischen, krisenbedingten Budgetsparpakets etwas entschuldigend, wenn er über die Österreich-Beteiligung an der Expo spricht. Denn immerhin kostet diese 16 Millionen Euro, wovon die Hauptlast das Wirtschaftsministerium trägt; der kleinere Rest von vier Millionen kommt von der Wirtschaftskammer. "Nicht dabei zu sein können wir uns nicht leisten", erklärt er. "Die, die jetzt nicht dabei sind, werden später auch nicht im Geschäft mit China sein."

Dem sanften Druck der wirtschaftlichen Weltmacht China, an der Expo doch teilzunehmen, haben mehr Nationen nachgegeben als je zuvor. Die europäischen Länder sind bis auf Andorra alle vertreten; selbst Außenseiter wie Nordkorea sind gekommen - obwohl es viele kritische Stimmen gibt, die das mehr als 150 Jahre alte Konzept der Weltausstellungen als überholt bezeichnen und meinen, dass über virtuelle Wege schneller, tiefer und dabei billiger über Trends und neue Entwicklungen berichtet werden kann.

Alle sprechen davon, dass eine Expo keine Produkt- oder Leistungsschau ist - und dennoch hoffen alle auf Folgegeschäfte mit China. Dies umso mehr, als die chinesische Regierung die Devise ausgegeben hat, den Inlandskonsum stärken zu wollen.

Ausbaufähiges China-Geschäft

Auch Mitterlehner schätzt das Österreichgeschäft mit China als ausbaufähig ein. Von den 30 wichtigsten Ausfuhrländern Österreichs wuchs in dem vergangenen, krisenbedingt schwierigen Jahr lediglich der Export nach China, und zwar gleich um sieben Prozent. Doch sind die Ausfuhren ins Reich der Mitte insgesamt gering und machen nur zwei Prozent der Österreichexporte aus. Mitterlehner will diesen Wert verdoppeln, was angesichts des heimischen Know-hows bei Umwelttechnologien machbar sein müsste, meint er.

Den Posten des Expo-Regierungskommissars (es ist dies eine Funktion, die das BIE für jedes Teilnehmerland vorschreibt, siehe nebenstehenden Wissenskasten) hat Hannes Androsch inne. Auf den ehemaligen roten Finanzminister haben sich Mitterlehner und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl geeinigt, weil er die in China am besten vernetzte Persönlichkeit aus Österreich sei. Androsch ist mit dem Leiterplattenwerk AT&S größter Investor in China. Zusammen mit anderen Eigentümern hat er erst Ende 2009 seine Beteiligung am Flugzeugzulieferer FACC (Fischer Advanced Composite Components) an die chinesische XAC (Xian Aircraft Industrie) verkauft. (ruz, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 3.5.2010)