Früher jüdische Schule von Hohenems, heute Veranstaltungs- und Genussort in Erinnerung an den Lehrer Moritz Federmann

Foto: STANDARD/Walser

Hohenems - Zwei Metallstelen markieren die Eingänge, "moritz restaurant" steht auf dem roten Metallpfeiler geschrieben, "federmann kultursaal" auf dem braunen. Moritz Federmann, an den die beiden Stelen erinnern, ging mehr als 50 Jahre lang in diesem Gebäude ein und aus. Exakt von 1862 bis 1913, als er, aus Böhmen an den Rhein gekommen, einer der bedeutendsten Lehrer der Region war und das Gebäude eine ungewöhnliche Schule.

Die Schule der jüdischen Landgemeinde war nicht nur eine Höhere Bürgerschule - eine Seltenheit in der bäuerlichen Umgebung - sondern auch eine integrative Bildungseinrichtung: Jüdische und christliche Kinder wurden bis 1896 gemeinsam unterrichtet. An die Geschichte des Gebäudes als Ort liberalen Denkens will man mit der Neunutzung erinnern.

Verlottertes Haus

"Längst hätte eine Schule nach dem großen Lehrer Federmann benannt werden müssen", sagt der Historiker Werner Bundschuh. Gerhard Lacha, Finanzdienstleister, macht, was die öffentliche Hand nicht schaffte und investierte auch noch kräftig in das verlotterte Gebäude. Lacha: "Ich wollte, dass das Haus wieder ein gesellschaftlicher Treffpunkt wird."

Am Wochenende war es so weit. Der multifunktionale Federmann-Saal bewährte sich erstmals als Ausstellungsort, Vortragsraum und Theaterbühne des Kulturfests "Emsiana". Das Gebäude, bis zum Ankauf durch Lachas Firma ein desolates Wohnhaus in Gemeindebesitz, habe nun seine Bestimmung erreicht, freut sich Geschäftsführer Markus Schadenbauer-Lacha, "wir wollten immer die öffentliche Nutzung".

Dieses Ziel zu erreichen wurde Lacha, der seit 1996 Häuser im früheren jüdischen Viertel renoviert und damit den Anstoß zur Wiederbelebung des Stadtteils gab, nicht leicht gemacht. Der Verkauf der jüdischen Schule wurde zum politischen Gezänk. Es dauerte Jahre, bis die Renovierung durchgekämpft war.

"Bin der Streitereien müde"

Als 2008 - das Haus war beinahe fertigrenoviert - ein Brand den Dachstuhl vernichtete, gab der neue Besitzer nicht auf. "Mein Schwiegervater wollte das Ziel erreichen, auch wenn rundherum schon alle abgewinkt haben", sagt Markus Schadenbauer-Lacha. Gerhard Lacha, der Mann, der das Geld aufgetrieben hat, ist nach Wien gezogen, "ich bin der Streitereien müde".

Für Exil-Hohenemser und alle, die mehr über die jüdische Geschichte und Gegenwart erfahren möchten, hat das Jüdische Museum ein Internetradio eingerichtet. Radio Mikwe, benannt nach Österreichs einzigem historischem jüdischem Tauchbad. Sie steht neben der Schule, liebevoll renoviert. (Jutta Berger, DER STANDARD Printausgabe, 3.5.2010)