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Auch Riesenbabys sollen in lebenswerten Städten aufwachsen. Eine Installation im spanischen Expo-Pavillon.

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China ist auf dem besten Weg, von der Werkbank zur wirtschaftlichen Weltzentrale zu werden. Experten rechnen damit, dass China im Jahr 2012 rund elf Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung beitragen wird. Als weltweit größter Exporteur hat das Reich der Mitte Deutschland bereits 2009 abgelöst. Das hat natürlich Auswirkungen auf eine Expo, die, so die chinesische Regierung, alle vorhergehenden Weltausstellungen in den Schatten stellen soll.

Mit dem Motto "Better City, Better Life" weist die Expo in die Zukunft. Bei dem großen Entwicklungsschub, den China in den letzten Jahrzehnten durchmachte, blieben ökologische Anliegen auf der Strecke. Und auch in den Boomregionen entlang der Küste des chinesischen Reiches brummt die Wirtschaft bereits wieder ohne jegliche Rücksicht auf die Umwelt. Noch heuer erwartet die Weltbank ein Wachstum von 8,7 Prozent. 2009 verspürte das Land gerade einmal eine kleine Wachstumsdelle.

Riesige Ballungsräume

Die Zentralregierung in Peking hat deshalb Umwelttechnologien, Energieeffizienz und schonenden Ressourceneinsatz als Schlüsseldisziplinen für die nächsten Jahre und Jahrzehnte bezeichnet und klar festgelegt, dass dafür Know-how aufgebaut werden muss - sei es über eigene Forschungen, sei es über Zukäufe aus dem Ausland. Das Thema der Expo weist auf diese strategische Ausrichtung hin.

Denn Riesenstädte wie Schanghai wachsen rasend schnell. 18, manche sagen 20 Millionen Menschen leben in der Hafenstadt samt Einzugsgebiet. Und es werden immer mehr, da der Zuzug aus den armen, landwirtschaftlich geprägten Gebieten im Landesinneren unverändert anhält. Prognosen gehen davon aus, dass es 2025 acht riesige Ballungszentren geben wird, in denen weit mehr als zehn Millionen Menschen leben.

Das bringt Probleme vielerlei Art: Die Bereitstellung von Wasser, sauberer Luft, Energie und die Versorgung mit kommunalen Dienstleistungen wird in solch riesigen Agglomerationen zu einer logistischen und technischen Herausforderung. Schon 2004 hat die chinesische Akademie der Sozialwissenschaften festgehalten, dass bei einer ungebremsten Wirtschaftsentwicklung die Umweltbelastungen so gravierend ausfallen würden, dass dies das chinesische Wirtschaftswachstum beeinträchtigten werde.

Strikte Führung

Weiteres Wirtschaftswachstum aber ist etwas, an dem die Regierung unbedingt festhalten muss, will sie doch keine Rechtfertigungsdiskussionen über ihre strikte Art der Führung entfachen.

Also wurde die Expo als eine Art Großraumlabor definiert, in dem die Welt zeigen kann, was Ökologen und Städteplaner an Problemlösungen anzubieten haben. Technologien im Kampf gegen Umweltverschmutzung, Müllberge, Verkehrsstaus oder miese Wasserqualität sollen die Massen - mehrheitlich werden chinesische Besucher erwartet - in die Pavillons treiben. Und tatsächlich: Die ressourcenschonende, die grüne Lebensweise ist sexy genug für einen Expo-Besuch - wohl auch, weil man keine öden Best-Practice-Beispiele zu sehen kriegt, sondern viele, multimedial aufgepeppte Vorstellungen und Projektionen, wie die Städte künftig auszusehen haben. Immer schon haben Weltausstellungen Neues hervorgebracht, das heute wie selbstverständlich scheint. Das Bauen mit vorgefertigten Teilen wurde erstmals in London 1851 gezeigt. Rolltreppen, Fahrstühle, Schwebebahnen waren Erfindungen, die bei früheren Weltausstellungen dem staunenden Publikum vorgeführt wurden.

Diesmal dürften es Autostudien von General Motors oder der Shanghai Automotive Industrie (SAIC) sein, die zum Besucherliebling werden. Demnach ist das Auto der Stadt ein Kleinkraftwerk mit Solarzellen auf dem Dach. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.5.2010)