Pepperminta auf ihrem Weltverbesserungstrip. Ab jetzt in heimischen Kinos.

Foto: poool Filmverleih

Wien - Rot ist gut. Rot wie Erdbeeren, Menstruationsblut, Tulpenfelder oder die Haare der Titelheldin. Die hört auf den schönen Namen Pepperminta und hat einen ganz eigenen Zugang zur Welt. Sie gleitet und streicht mit ihrem Körper entlang von Oberflächen ("San se deppat?!" ).

Sie befühlt Dinge mit ihrer Zunge und verleibt sich manches ein, das auf den ersten Blick nicht zum Verzehr bestimmt ist. Das sorgt für Aufruhr und für Aufsehen sowie für Videoeffekte und Stop-Motion-Tricks, für Farbexplosionen und optische Verzerrungen, die auch das Publikum die "graue, gleichförmige, genormte" Welt mit anderen Augen sehen lassen möchten. Man kann auch Reizüberflutung dazu sagen.

Die Schweizerin Pipilotti Rist, die Anfang der 80er-Jahre auch an der Angewandten in Wien studierte, arbeitete bisher hauptsächlich im Kunstkontext mit Bewegtbildern. Manche ihrer frühen Kurzfilme ("I'm not the Girl Who Misses Much", 1986) wirken ästhetisch und thematisch bereits wie Vorstudien zu Pepperminta.

Für eine bessere Welt

Umgekehrt macht der Spielfilm, eine österreichische Koproduktion, an der Rist mehrere Jahre werkte, mitunter den Eindruck, als bewege man sich durch eine ihrer raumgreifenden, knallfarbenen Installationen aus Video-, Foto- und Textilarbeiten.

Die schaumgeborene Pepperminta (Ewelina Guzik) zieht also aus, um die Welt bunter und besser zu machen und von der Tyrannei der Pfarrer, Professoren, Firmenvorstände und Polizisten zu befreien. Sie findet dabei Verbündete in den Verschüchterten, Verspannten, Vergessenen der Gesellschaft: das sanfte Muttersöhnchen Werwen (Sven Pippig), die super zugeknöpfte Edna (Sabine Timoteo) und die einsame Altersmelancholikerin Leopoldine (Elisabeth Orth) entdecken unter Pepermintas Anleitung die Anarchisten in sich. Hurra.

In seinem plakativ reduzierten Weltbild - und auch hinsichtlich seines Farbeinsatzes - ist Pepperminta eigentlich auch gar nicht so weit weg vom Naturmystizismus eines James Cameron (und von seinen blau-grünen Na‘vi). Da wie dort kann man festhalten, dass vor lauter technischer Tüftelei der Inhalt unterkomplex geraten ist. (Isabella Reicher/DER STANDARD, Printausgabe, 3. 5. 2010)