"Flash Forward": Der rätselhafte globale Ohnmachtsanfall interessiert immer weniger.

Foto: ORF/Disney/Ron Tom

Es ist eine verwunschene Fernsehwelt, die man sich da täglich nach Hause holt: Das Gute kommt in ihr leider immer zum Schluss; wenn man Glück hat, kurz vor Mitternacht. Das wird sich zu Lebzeiten - den eigenen wie den des Fernsehens - sicher nicht mehr ändern.

In der Zwischenzeit bleibt nichts anderes übrig, als sich die Kräfte an so einem Fernsehabend vernünftig einzuteilen. Verweise auf diverse Online-Streams, die man am Folgetag fallweise nachschauen könnte, sind dabei nicht der geringste Trost. Und nur ganz weniges ist solcherart verfügbar.

Also: Noch hellwache Augen sehen am Sonntag zunächst die Serie FlashForward den Bach hinuntergleiten. Was vor zwei Monaten mit einer ganz guten Exposition als vielversprechender neuer Mystery-Thrill auf ORF 1 begann, kann seine hinter billig erzeugter Spannung lauernde Seichtheit nicht mehr länger verbergen. Der rätselhafte globale Ohnmachtsanfall, an dem enthusiasmierte FBI-Agenten seither kiefeln, interessiert immer weniger.

Spätestens um 23 Uhr hat man diese Hürde dann genommen. Und lernt mit Hollywood-Regisseur und Diktatoren-Intimus Oliver Stone einen noch fidelen Fidel Castro von seiner menschlichen Seite kennen. Der Dokumentarfilm Comandante (2003) betreibt zwar nichts anderes als Glorifizierung per Handycam, hält aber durch einen besonders plauderfreudigen Politiker abseits des Protokolls bei der Stange.

Bis kurz vor Mitternacht hat man es geschafft, und da würden jetzt im Philosophischen Quartett multiperspektivische Beiträge zum Thema "Ruinen der Bürgerlichkeit" warten. Aber leider waren da Hoffnung und Lider schon zu schwach. Eine verkehrte Welt. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD; Printausgabe, 4.5.2010)