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Nicht die Hühner, aber deren Massenunterkünfte muss die Hypo Alpe Adria in der Ukraine verwerten: Millionen flossen in ein Leasinggeschäft mit einem Geflügeloligarchen.

Foto: AP/Thomas Kienzle

Die ukrainische Leasinggesellschaft der Kärntner Hypo muss sich mit der Verwertung von Hühnerställen beschäftigen. Sie hat einen ukrainischen Oligarchen finanziert, der für den Geflügelfleischexport Hühnerställe geleast hat und seinen Verpflichtungen nicht nachkam.

Laut Involvierten hat die Bank in der Ukraine allein in einem Jahr Geschäfte im Volumen von rund 90 Millionen Euro getätigt; rund zwei Drittel mussten abgeschrieben werden.

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Wien - Der Chef der ukrainischen Leasinggesellschaft der Hypo Alpe Adria hat alle Hände voll zu tun. Sein Job ist es, jene Leasinggüter zu verwerten, die aus Verträgen stammen, die nicht bedient werden - und davon gibt es etliche. So sitzt die im September 2007 in Kiew gegründete Leasingsgesellschaft, bildlich gesprochen, auf jeder Menge Hühnerkäfige bzw. ähnlicher Einrichtungen, die der Massenhaltung von Federvieh dienen. Zu den nicht rasend erfolgreich gelaufenen Geschäften gehören nämlich auch solche mit einem ukrainischen Oligarchen, der den Plan hatte, eine Spedition aufzuziehen und im (in der Ukraine bedeutenden) Geschäft mit Geflügel aktiv war.

Suche nach Lastwägen

Schon der geplante Erwerb von rund 3000 Lkw blieb nach der Anschaffung von rund der Hälfte der Gefährte stecken. Die Leasinggesellschaft hatte dem Großkunden das Geld für den Ankauf (einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag) nämlich überwiesen - laut heutigen Hypo-Bankern demgemäß „eigentlich einen Kredit gewährt". (Fürs Leasinggeschäft braucht man keine Banklizenz und auch die Aufsicht ist nicht zuständig; Anm.). Wie auch immer, nach rund 1200 Lastwägen war Schluss, die Verträge wurden nicht erfüllt, die Lkws zurückgefordert. Das Problem, vor dem der nunmehr eingesetzte Verwertungsexperte steht: Ein Teil der Fahrzeuge ist nicht auffindbar.

Auch bei der Leasing-Finanzierung der sehr, sehr vielen Meter Hühnerkäfige musste die Hypo Leasing viele Federn lassen.

Das im Deal steckende Klumpenrisiko wurde camoufliert, es traten verschiedene Gesellschaften als Geschäftspartner auf; als Verkäufer der Hendlställe und Geschäftsführer des Unternehmens soll zum Beispiel der Vater des Oligarchen aufgetreten sein. Als die Hypo ob ausständiger Raten unruhig wurde, gab es Treffen am Lande, berichtet ein Informierter: „Die Banker wurden an einen einsamen Ort gebeten, ein paar Limousinen fuhren vor, aus einer stieg der Oligarch und nahm die Aufforderung, er solle einmal etwas zahlen, zur Kenntnis. Dann fuhren alle wieder heim."

Das Ende vom Lied, so heißt es in der Kärntner Hypo: In einem Jahr hat die ukrainische Leasinggesellschaft Geschäfte im Volumen von rund 90 Mio. Euro gemacht, rund zwei Drittel mussten mangels Einbringlichkeit wertberichtigt werden. Ein Drittel entfalle auf den Oligarchen.

Neben Hühnerställen muss die Hypo in der Ukraine aber auch andere unorthodoxe Leasinggüter verwerten: Verleast wurden, für Geschäftseinrichtungen, mitunter auch gebrauchte Tiefkühltruhen. DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.5.2010)