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Die Grazerin Eva-Maria Gradwohl jubelte noch am 11. April in Linz. Nun ist ihre Karriere abrupt beendet.

Foto: APA/ Rubra

Wien - Die sportliche Karriere von Eva-Maria Gradwohl hat ein unrühmliches Ende genommen. Die Marathonläuferin, die mit Walter Mayer liiert ist, der als Auslöser der Dopingaffäre bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin gilt, hat vergangene Woche einen Dopingtest verweigert und am Montag ihre Karriere beendet. Die Rechtskommission der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) hat bereits ein Verfahren gegen die 37-Jährige eingeleitet.

"Die Verweigerung eines Dopingtests ist als positiver Dopingtest zu werten. Da fährt der Zug drüber", sagte NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab. Die NADA hat die Athletin am Montag per E-Mail über die Einleitung eines Verfahrens in Kenntnis gesetzt, wollte Dienstagfrüh den Österreichischen Leichtathletikverband (ÖLV) und anschließend - wie es der normale Weg ist - die Medien informieren.

Urlaub in Kroatien

Dem kam allerdings Mayer, der frühere Trainer im Österreichischen Skiverband (ÖSV) am späten Montagabend zuvor, in dem er sich an die Öffentlichkeit wandte, die Athletin selbst gab auf ihrer Internet-Homepage ihren Rücktritt vom Spitzensport bekannt. Das von der NADA nach Kroatien geschickte Kontrollteam hatte nicht nur Gradwohl, sondern auch Mayer vorgefunden. Das Paar befand sich nach eigenen Angaben auf Urlaub und nicht in einem Trainingslager.

Auf ihrer Website schreibt Gradwohl, dass sie den Gedanken, aufzuhören, schon lange mit sich herumtrage, und ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. "Ich bin es leid, jeden Tag anzugeben, wo ich bin, und was ich mache, und eine Stunde des Tages zu warten, ob eine Dopingkontrolle kommt", erklärte die Mutter eines Buben, die am 11. April den Linz-Marathon in 2:34:10 Stunden gewonnen und sich damit für die EM in Barcelona qualifiziert hatte. Als die Dopingkontrollore sie "am Strand aufgespürt haben", habe sie eine geplante Bootsfahrt mit Freunden nicht verschieben wollen.

Zweifelhaftes Abschiedsgeschenk

Sie hätte ihre Freizeit genießen wollen, was als Leistungssportlerin nicht möglich gewesen sei. "Ich habe die Dopingkontrolle abgebrochen, was ein klarer Regelverstoß ist, und somit muss ich auch die Konsequenzen tragen", erklärte Gradwohl, die wieder "zum Hobbysport, zum Gesundheitssport" zurückwolle. Mit der Verweigerung des Dopingtests hat sie dem Profisport, der Leichtathlet und ihrem Club LCC Wien aber ein zweifelhaftes Abschiedsgeschenk gemacht, ist die Szene in den vergangenen Jahren doch mit zu vielen Dopingfällen ins Zwielicht geraten.

Gradwohl war erst im Jänner zum Wiener Traditionsverein gewechselt, der Athletinnen wie Susanne Pumper, Jolanda Ceplak (SLO), Helena Javornik (SLO), Lisa Hütthaler und Bettina Müller-Weissina in seinen Reihen hat oder hatte, die alle Doping-Sperre abgesessen haben und/oder aktuell mit einem Verfahren konfrontiert sind. Auch für ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis ist der Gradwohl-Fall klar, es handle sich um einen "ganz eindeutigen Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen".

"Heuer bereits mehrmals kontrolliert worden"

Die gebürtige Weizerin, die u.a. viermal den Marathon in Linz sowie fünfmal jenen in Graz gewonnen hat, hält bei einer Marathon-Bestzeit von 2:30:51 Stunden, sie zählt als A-Kaderathletin des ÖLV zum höchsten Testpool der NADA. "Sie ist heuer bereits mehrmals kontrolliert worden", sagte Schwab, für den es "kaum eine klarere Situation als eine Testverweigerung" gibt. Zudem habe Gradwohl dies in Kroatien auch unterschrieben.

Seit im Dezember 2006 die Liaison von Gradwohl und Mayer öffentlich wurde, musste sie sich immer wieder gegen Doping-Verdächtigungen erwehren. Als sich Gradwohl für die Olympischen Spiele 2008 qualifiziert hatte, erklärte das Österreichische Olympische Komitee (ÖOC), dass die Anwesenheit von Mayer in China unerwünscht sei. Mayer, der in Österreich verdächtigt wird, gegen das Anti-Doping-Gesetz verstoßen zu haben, saß im März/April 2009 über fünf Wochen in Untersuchungshaft. Anklage liegt derzeit hierzulande keine vor.

Mayer wird aber auf anderer Front der Prozess gemacht. In Susa wird seit Oktober vergangenen Jahres gegen zehn aktuelle und ehemalige Vertreter des ÖSV wegen des Dopingskandals bei den Winterspielen 2006 verhandelt. Laut Artikel 9 des italienischen Anti-Doping-Gesetzes drohen bis zu zwei Jahren Haft, die jedoch im Rahmen des allgemeinen Strafnachlasses nicht zur Anwendung kommen werden. (APA)