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Die Staatsanwaltschaft Klagenfurt hat den Vorstandschef des Finanzdienstleisters AvW Invest, Wolfgang Auer-Welsbach, in Untersuchungshaft genommen.

Foto: APA/Hans Klaus Techt

Überschuldung von in Summe 50,7 Millionen Euro und fehlende Fortführungsprognose bedeuten das Aus für die Gesellschaften der Beteiligungsgruppe AvW. Vorstandschef Wolfgang Auer Welsbach sitzt in U-Haft.

Wien – Mit einem knappen Satz haben die AvW-Vorstände am Dienstag den Antrag auf Insolvenz bekannt gegeben. "Einen weiteren Kommentar gibt es dazu nicht", hieß es aus Krumpendorf, dem Sitz der AvW-Gruppe. Deren Anwalt, Franz Großmann, erklärte hingegen auf Standard-Anfrage, dass dieser rasche Schritt notwendig wurde, nachdem er am Wochenende das Gutachten von Fritz Kleiner (wurde in den vergangenen 1,5 Jahren erstellt, umfasst rund 800 Seiten) "durchgeackert hat". Kleiner erhebe "massive Vorwürfe Richtung Täuschung, Kursmanipulation und stellt in Frage, ob es Sicherheiten je so gegeben hat, wie sie dargestellt wurden".

Daraufhin habe man mit dem AvW-Steuerberater die Lage erörtert und sei zum Schluss gekommen: Es gibt eine Überschuldung und keine Fortführungsprognose. Die Folge: Konkurs. Laut Creditreform beträgt die Überschuldung der AvW Gruppe rund 14 Mio. Euro. Jene der AvW Invest AG beläuft sich auf 36,7 Mio. Euro.

Im Fall der AvW Invest AG werde noch zu klären sein, ob alle Anleger zeitgerecht über die Genussschein-Änderung (2001 wurde die Kapitalgarantie abgeschafft) informiert wurden. Ist dem nicht so – und so scheint es im Kleiner-Gutachten zu stehen – gibt es noch immer Anleger, die sich auf eine Kapitalgarantie berufen könnten – dann müssten Rückstellungen für Garantien gebildet werden, was sich auf die Höhe der Überschuldung auswirken kann.

AvW-Ex-Vorstandsmitglied Arnulf Komposch (hat vor zwei Wochen ausgesagt und dann den Hut genommen) hat dem Vernehmen nach Vorstandschef Wolfgang Auer Welsbach schwer belastet. Selbiger wurde kurz nach der Aussage des Kärntner Ex-Polizeibeamten und späteren Mitarbeiters im Konsumentenschutz-Ministerium in U-Haft genommen; der Standard berichtete. Komposch soll von aufklärungswürdigen Zahlungsflüssen in der Höhe von rund fünf Mio. Euro zwischen der Gesellschaft und Auer Welsbach berichtet haben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt auch wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung nach dem Umtausch der Genussscheine 2001. Damals wurden rund 150.000 AvW-Invest-Genussscheine in AvW-Gruppe-Genussscheine getauscht, die AvW Gruppe soll das aber nie versteuert haben. Angeblich liegen der Justiz zwei Rechenvarianten des Gutachters vor, wonach der hinterzogene Steuerbetrag (25 Prozent Körperschaftssteuer) bis zum Jahr 2008 rund 56 bzw. 17 Mio. Euro beträgt – es gilt die Unschuldsvermutung. Zum Masseverwalter wurde Gerhard Brandl bestellt, die erste Gläubigerversammlung findet am 6. Juli statt. (von Bettina Pfluger und Renate Graber/DER STANDARD, Printausgabe, 5.5.2010)