Wien – Ausblick auf das 293. Wiener Derby zwischen der Austria und Rapid, dessen Ausgang in erster Linie von der Tagesform abhängt. Das gilt prinzipiell für sehr viele Fußballspiele, nur wird dieses Faktum nie so groß thematisiert. Sagen Karl Daxbacher (Austria) und Peter Pacult (Rapid).
Die Trainer sind in den Tagen vor einem Derby fast unterfordert. Sie müssen keine Motivationsseminare belegen und das im Eilverfahren Erlernte dann vor versammelter Mannschaft predigen. Daxbacher: "Es reicht eigentlich der Satz: Es ist Derby. Die einzige Gefahr ist, dass man übermotiviert ist und zu viel will." Pacult: "So ein Spiel wird nicht über die körperliche Seite, sondern über den Kopf entschieden. Es gewinnt der, der seine Nerven besser in den Griff bekommt. Da sind Statistiken uninteressant." Insofern ist es Pacult einerlei, dass Rapid im Horr-Stadion von 25 Partien nur zwei gewonnen hat. "Wir werden versuchen, das Spiel selbst zu gestalten. Wir warten nicht, was die Austria macht."
Was Red Bull Salzburg am Dienstag in Kapfenberg gemacht haben wird, tangiert die Derby-Trainer maximal inoffiziell. "Man kann und soll nur auf sich selbst schauen" , sagen sie unabhängig voneinander. Schauen sie auf die Tabelle, die laut Daxbacher "niemals lügt" , sehen sie, dass Salzburg entfleucht ist. Und dass Rapid einen Punkt Vorsprung auf die Austria hat. Pacult: "Wir wollen Zweiter bleiben." Daxbacher: "Wir wollen Zweiter werden. Es ist schön, dass wir ein neues Ziel definieren können."
Es soll besser werden
Das 293. Derby soll übrigens besser als das 292. werden, dieses hat Rapid am 14. März im Hanappi-Stadion 2:0 gewonnen. Es wurde über das Feld gestolpert und der Ball mit bewundernswerter Konsequenz dem Gegner zugeschoben. Der originelle Schiedsrichterassistent (Name der Redaktion bekannt) hat dann quasi am Tiefpunkt einen witzigen Elfer für Rapid angezeigt, der zum 1:0 führte. Daxbacher hat den Vorfall praktisch vergessen. "Danach haben wir gegen Sturm ein klares Abseitstor erzielt, es gleichen sich sogar Ungerechtigkeiten aus." Pacult: "Schiedsrichter sind immer arme Hunde." Weshalb er, Daxbacher, diesmal ein niveauvolleres Derby erwartet? "Weil es weniger Zwänge und keinen Grund zur Verkrampfung gibt."
Pacult weiß über die Stärken der Austria Bescheid, er spricht aber nicht darüber, "das geht mich nichts an" . Daxbacher hingegen wirft Positives über Rapid in die Stadt, er lobt die Schlüsselspieler Steffen Hofmann ("ein Vorbild, großartig" ), Nikica Jelavic ("brandgefährlich" ) und Branko Boskovic ("ideale Ergänzung zu Hofmann" ). Stürmer Jelavic könnte Rapid im Sommer abhanden kommen, am Kroaten sind europäische Spitzenklubs (Benfica Lissabon) höchst interessiert. Pacult: "Sein Abgang wäre äußerst schade, ich kann es aber eh nicht verhindern, also beschäftigt es mich nicht."
Die Austria hat in dieser Meisterschaft zehnmal 1:0 gewonnen, in stillen Momenten fragt sich Daxbacher ganz leise, was gewesen wäre, hätten sich die Stürmer Rubin Okotie und Tomas Jun die Kreuzbänder nicht gerissen. Jun ist wieder im Dienst. "Andererseits muss man sich auch bewusst sein, dass einige der knappen Siege auch knappe Niederlagen hätten sein können. Ich bin zufrieden, die Mannschaft hat sich entwickelt, Ausfälle wurden verkraftet, das war trotz einiger Schwächen beeindruckend."
Rapid ist motiviert und seit elf Runden ungeschlagen, die Austria ist motiviert und seit neun Runden ungeschlagen. Der Austrianer Florian Klein und der Rapidler Hannes Eder (verlängerte seinen Vertrag bis 2012) kündigen an: "Wir wollen die Nummer eins in Wien werden." Pacult: "Die Tagesform wird entscheiden." Daxbacher: "Stimmt." (DER STANDARD PRINTAUSGABE 5.5. 2010)
FK Austria Wien – SK Rapid (Mittwoch, Horr-Stadion, 20.30 Uhr/live derStandard.at, ORF 1 und Sky Austria, SR Thomas Gangl/V). Bisherige Saison-Ergebnisse: 1:1 (heim), 1:4 (auswärts), 0:2 (a)
Austria: H. Lindner – Standfest, Dragovic, Ortlechner, Suttner - Baumgartlinger, Hattenberger/Vorisek – Junuzovic, Jun, Liendl – Linz Ersatz: Almer – Leovac, Bak, Klein, Schumacher, Diabang
Fraglich: Bak (Rückenprobleme)
Es fehlen: Safar, Acimovic, Okotie (alle rekonvaleszent), E. Sulimani (Adduktorenprobleme), Madl, Topic (beide nicht im Kader)
Rapid: Hedl – Dober, Eder, Soma, Thonhofer - Kavlak, Heikkinen, Hofmann, Boskovic, Drazan – Jelavic
Ersatz: Payer – Kulovits, Patocka, Pehlivan, Trimmel, Gartler, Salihi
Es fehlen: Katzer (verletzt), Konrad (nicht im Kader)