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Ausbruch des Llaima im Jahr 2008: Einer der Vulkane, die verlässlich Aktivität zeigen.

Foto: AP Photo/Sernageomin-Onemi

Wien - Als der Vulkan unter dem isländischen Eyjafjallajökull seine Aschewolke über Europa schickte, wurden recht bald Befürchtungen geäußert, dass dies den Frühling heuer zumindest hinauszögern könnte. Auch auf der globalen Ebene sind vulkanische Aktivitäten klimarelevant. Dennoch ist die Hoffnung (wenn man in Zusammenhang mit Vulkanausbrüchen überhaupt von "Hoffnung" sprechen kann), dass vermehrte Aktivitäten zu einer Verminderung der Erderwärmung führen könnten, nicht angebracht. 

Neue Berechnungen

Der Vorstellung, dass auf diesem Weg gar ein Ansteigen des Meeresniveaus vermindert oder gar egalisiert werden könnte, erteilte Svetlana Jevrejeva vom Proudman Oceanographic Laboratory in Großbritannien bei einem Vortrag für die Generalversammlung der "European Geosciences Union" (EGU) in Wien eine Abfuhr.

Jevrejeva und ihr Team haben Schätzungen des Weltklimarates über den Anstieg des Meeresspiegels weit nach oben revidiert. Demnach könnten Meere und Ozeane bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu einem Meter und mehr steigen. Als wahrscheinlichsten Wert nannte die Wissenschafterin rund 90 Zentimeter.

Neue Faktoren

Nun hat Jevrejeva die immer wieder als solche kolportierten "Gegenspieler" des Treibhauseffekts in ihre Berechnungen einbezogen. Insbesondere von Vulkanausbrüchen wird erwartet, dass diese über Ascheausstoß und Abschattung der Sonne zur Kühlung des Planeten beitragen. Geht man nun vom Szenario eines Meeresspiegelanstiegs von 90 Zentimetern aus, so würde eine sehr heftige Vulkanaktivität - alle vier Jahre ein Ausbruch von der Stärke des Pinatubo in den 1990er Jahren - diesen Anstieg um lediglich rund 15 Zentimeter vermindern. "Die Natur kennt in dieser Hinsicht keine Gnade", sagte die Forscherin.

Der Anstieg der Meere schreite derzeit mit etwa drei bis vier Millimeter pro Jahr fort, ergänzte David Vaughan vom British Antarctic Survey. Auch der Wissenschafter geht davon aus, dass es derzeit keine Anzeichen für eine Verringerung des Anstiegs des Meeresspiegels gibt. Bezüglich Aussagen, ob sich dieser Trend fortsetzen, beschleunigen oder abschwächen wird, ist Vaughan allerdings vorsichtig.

Zu diesem Anstieg können mehrere Faktoren beitragen. So führt der Anstieg der globalen Temperaturen einerseits zu einer Ausdehnung der Wassermenge, andererseits füllen auch die abschmelzenden Landeismassen die Meere auf. Während im Beobachtungszeitraum 1993 bis 2003 die Vermehrung des Volumens durch die Temperatur zu rund 50 Prozent zum Anstieg der Ozeane beigetragen hat, ist jedenfalls dieser Effekt derzeit zum Stillstand gekommen. Der Meeresspiegel steigt dennoch unaufhörlich. (APA/red)