Von den Tücken des Essens mit dem kleinen Bruder: Comic-Ausschnitt aus Glömp.

Foto: Literaturhaus

Salzburg - Comics sind eine US-amerikanische Erfindung, aber schon Ende der 1920er-Jahre entstanden in Belgien und Frankreich künstlerisch anspruchsvolle Bildergeschichten, die in druckgrafisch aufwändig gestalteten Hardcoveralben vor allem an Erwachsene verkauft wurden.

Abseits der USA und den französischsprachigen Ländern kam es eigentlich nur noch in Japan (und teilweise Italien) zur Herausbildung einer eigenständigen Comic-Kultur.

Deutschland, Österreich oder auch Skandinavien wurden vor allem von amerikanischen Bilderserien geprägt. In Finnland gehört ein Abonnement der wöchentlich erscheinenden Donald-Duck-Hefte (Suomi-Titel: Aku Ankka) in fast jedem Haushalt mit Kindern zur kulturellen Grundversorgung. Bemerkenswert ist zudem, dass alle Tageszeitungen täglich mehrere Strips diverser in- und ausländischer Zeichner veröffentlichen.

Neues aus dem Norden

Weitere Eckdaten zur "neuen" nordischen Comickultur: Spezialisierte Verlage betreiben eigene Verkaufsläden, pro Jahr erscheinen etwa 70 bis 80 Alben, die Hauptstadt Helsinki ist Schauplatz einer Comicmesse mit internationaler Beteiligung, aber auch der Staat unterstützt die Zeichner und Autoren mit einem Informationszentrum, das die heimischen Produktionen ins Ausland transferiert.

Kein finnisches Spezifikum sind natürlich die Internetseiten und Blogs mit Comics, eher ungewöhnlich dagegen der hohe Frauenanteil in der zeichnenden Zunft. Und der Trend zu realistischen und sehr persönlichen Geschichten wie bei Katja Tukiainen, die etwa die eigene Mutterschaft thematisiert.

Mit Humor

Eine andere Tendenz ist die Vermischung von Realismus und Fantastik (wie bei Amanda Vähämäki oder Marko Turunen), weiters der Hang zu absurdem Humor - bestes Beispiel dafür Matti Hagelberg. Überprüfen lässt sich das bis 30. Juni in der Ausstellung Sarjakuva: Das Konzept und die Auswahl stammt vom 35-jährigen Tommi Musturi aus Tampere, einem der wichtigsten Comic-Künstler des Landes, der als Herausgeber der jährlichen Anthologie Glömp zudem Förderer und Chronist der Suomi-Szene ist.

Für die aktuelle Ausstellung im Rahmen eines Finnland-Schwerpunkts unter dem schönen Titel Kaksinkertainen - Dubbelt - Doppelt hat er seine persönlichen Favoriten ausgewählt, vor kurzem erschien Musturis erstes Buch auch auf Deutsch: der psychedelische Comicroman Unterwegs mit Samuel (Reprodukt Verlag). Alles zusammen ist eine Empfehlung. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD/Printausgabe, 05.05.2010)