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Ein typischer Tag in Mexiko-Stadt

Foto: REUTERS/Daniel Aguilar

Mexiko-Stadt - Immer mehr Menschen leben weltweit in Städten mit extrem schlechter Luft. Was das für die Gesundheit bedeutet, hat ein Forscherteam aus der USA und Mexiko um Rodolfo Villarreal nun am Beispiel der mexikanischen Hauptstadt untersucht und auf der Konferenz "Experimental Biology 2010" präsentiert. Die Entzündungsreaktion des Körper auf die feinsten Smogpartikel führt auf lange Sicht zu einer chronischen Entzündung der Organe wie etwa des Herzens, wurde in der Untersuchung sichtbar. Wie die Folgen ist, hängt wesentlich von der Art der Luftschadstoffe ab.

Im Smog-Kessel

Mexiko-Stadt ist berühmt-berüchtigt für seine hohe Luftverschmutzung. "Die Kessellage der von Bergen umgebenen Stadt sorgt dafür, dass die Abgase nicht weggetragen werden", berichtet Aerosol-Spezialist Werner Hofmann von der Universität Salzburg, der selbst Luftmessungen in Mexiko-Stadt durchgeführt hat. Die wohl offensichtlichste Folge für die Gesundheit ist die hohe Zahl von Asthma- und Lungenkrebserkrankungen in der Stadt.

Schlimme Auswirkungen auch auf andere Körperorgane dürften jedoch auch die Kleinstpartikel unter 2,5 Mikrometer haben, die ungehindert nicht nur von der Lunge, sondern auch in weiterer Folge von der Blutbahn aufgenommen werden. "Die von Verbrennungsmotoren erzeugten Teilchen entsprechen etwa denen, die auch bei Laserdruckern oder Kopierern ausgestoßen werden", so der Salzburger Physiker. In der aktuellen Studie untersuchte man die Wirkung auf die Herzen von 21 jugendlichen Bewohnern von Mexiko-Stadt, die bei Unfällen ums Leben gekommen waren.

Unterschiede zwischen Nord und Süd

Die Untersuchten stammten entweder aus dem Norden oder aus dem Süden der 20-Millionen-Metropole. Die Luft im Süden ist insofern anders, als sie besonders viele Endotoxine enthält. Darunter versteht man Überbleibsel der Zellwände toter Bakterien, die in Abfallstoffen und Schmutz wuchern und die per Anhalter mit den Partikeln in der Luft mitreisen. Endotoxine bestehen aus Lipopolysacchariden und sind bekannt dafür, dass sie im Körper zahlreiche physiologische Reaktionen auslösen können. So weisen etwa Mäuse aus dem Süden von Mexiko-Stadt mehr Herzmuskel-Entzündungen auf als im Norden.

Alle untersuchten menschlichen Herzen zeigten starke Entzündungsreaktionen. Allerdings waren bei jenen aus dem Süden bestimmte Faktoren, die bei Herzerkrankungen, Blutvergiftung und möglicherweise auch beim Absterben von Herzmuskel-Zellen mitspielen, besonders ausgeprägt, wie etwa Interleukin-1B und der Alpha-Tumornekrosefaktor, sowie auch das das Glykoprotein CD14. Auch der Wert des Entzündungshemmers Interleukin-10 war im Süden höher. Darüber hinaus waren beide Herzkammern auf jeweils andere Weise betroffen, was laut den Forschern auf deren spezifische Funktion zurückzuführen sei.

"Insgesamt kann man sagen, dass verschmutzte Luft schon bei jungen Menschen im Herz Entzündungen auslösen kann und dass die Endotoxine dabei eine wesentliche Rolle spielen dürften", so Studienleiter Villareal. Ein unmittelbarer Schaden für die Gesundheit entstehe dadurch nicht, bemerken die Forscher. Im Alter könnte diese chronische Entzündung jedoch zu einem wichtigen Faktor für Herzkrankheiten werden. (pte)