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Strauss-Khan ist einer der beliebtesten Politiker Frankreichs. Überlegungen, in zwei Jahren gegen Nicolas Sarkozy um das Präsidentenamt zu fechten, hätten "angefangen", sagte der IWF-Chef.

Foto: AP/Kirsty Wigglesworth

Der Bumerang kommt zurück. 2007 hatte Nicolas Sarkozy gemeint, er werde Dominique Strauss-Kahn am ehesten los, wenn er ihn als Chef im Internationalen Währungsfonds (IWF) installiere. Damit täuschte sich der amtierende Staatschef gründlich. Seither platziert sich Strauss-Kahn in Washington sogar noch besser als bisher für die fran-zösischen Präsidentschaftswahlen 2012.

In der Finanzkrise setzte sich der 60-jährige Sozialdemokrat als Finanzmann mit ruhiger Hand und langfristigem Ansatz in Szene - dem puren Gegenteil des quirligen Gestikulierers Sarkozy. Jetzt arbeitet er in der Griechenland-Krise weiter an seinem staatsmännischen Image - während Sarkozy im Élysée ob der leeren französischen Staatskassen verzweifelt, die ihn jedes Spielraums berauben.

Strauss-Kahn geht aber noch weiter: Diese Woche bekundete er in Paris seine Bereitschaft, für die Sozialisten 2012 ins Rennen zu steigen, um ihnen nach der Mitterrand-Ära (1981-1995) endlich wieder einmal den Einzug ins Elysée zu ermöglichen. Vom französischen Sender RTL gefragt, ob er sein IWF-Mandat bis zum Ablauf im Herbst 2012 ausüben wolle, nickte Strauss-Kahn pflichtbewusst - um sogleich anzufügen: "Aber wenn Sie mich fragen, ob ich mir die Frage unter gewissen Umständen neu stellen würde, lautet die Antwort: ja."

Nach einer neuen Umfrage von Mitte der Woche würden es 49 Prozent der Franzo-sen begrüßen, wenn "DSK" bei der Präsidentschaftswahl 2012 gegen Sarkozy anträte. Der sozialistischen Parteichefin Martine Aubry werden in dieser Erhebung nur 16 Prozent gutgeschrieben, anderen möglichen Gegenkandidaten des Staatschefs noch weniger.

Der IWF-Chef hat aber auch ein Handikap: Er verfügt im Parti Socialiste nur über eine beschränkte Hausmacht. Schon 2007 war er im parteiinternen Auswahlverfahren gegen Ségolène Royal unterlegen. Heute steht ihm Aubry im Weg. Der zum rechten Parteiflügel zählende Ex-Finanzminister muss deshalb versuchen, Aubry in Umfragen frühzeitig so weit als möglich zu distanzieren. Das ist nicht leicht: Die IWF-Statuten untersagen ihm jedes innenpolitische Engagement. (Stefan Brändle aus Paris/DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2010)