Dortmund - Mäuse können - wahrscheinlich ebenso wie Menschen und andere Säugetiere - das Schmerzmittel Morphin im Körper produzieren. Dies konnte ein US-deutsches Forschungsteam erstmals nachweisen. Bisher galten Morphinspuren in Urinproben als eindeutiger Hinweis auf Drogenkonsum oder den Verzehr mohnhaltiger Lebensmittel, enthält doch der für Speisezwecke verwendete Mohn Morphin in deutlich messbaren Mengen. Mit der vorliegenden Studie liegt der Hinweis auf eine weitere mögliche Ursache für Morphinspuren in Urinproben vor, gab das Institut für Umweltforschung der TU Dortmund am Mittwoch bekannt.

Für ihre Untersuchungen injizierten die WissenschaftlerInnen den Mäusen fünf Tage lang markiertes Tetrahydropapaverolin (THP). Diese Chemikalie ist in der Mohnpflanze der Stoff, der in einem komplexen Prozess in mehreren Stufen zum Morphin umgewandelt wird - genau diese 17 Zwischenstufen konnte das Team auch in den Mäusen nachweisen. "Die Tiere müssen also über ein ausgefeiltes Enzym-System verfügen, das sie in die Lage versetzt, eigenständig Morphin herzustellen", so Michael Spiteller vom Dortmunder Institut für Umweltforschung. Der tierische Umwandlungsprozess verlaufe bis auf einen kleinen Unterschied in den frühen Stufen wie jener in den Mohnpflanzen. Die Evolution habe, so Spiteller, augenscheinlich zwei Wege gefunden, um Morphin zu produzieren.

Der Zweck der körpereigenen Morphinproduktion ist noch unbekannt, soll aber gemeinsam mit der Universitätsklinik in Köln untersucht werden. Vorstellbar sei, dass die Tiere und möglicherweise auch der Mensch die Fähigkeit zur Bildung von Morphin zum Beispiel unter Schock oder nach einer schweren Verletzung als körpereigenes Schmerzmittel benutzen. Die Untersuchung wurde im Journal "PNAS" veröffentlicht. (red)