Sein Fall ist tief, doch erfolgt jetzt, am Schluss, nicht mehr ganz ungebremst. Sieben Monate lang saß der legendäre bayerische Waffenhändler Karlheinz-Schreiber bereits in Untersuchungshaft. Diese Zeit wird ihm auf die am Mittwoch verhängte Freiheitsstrafe von acht Jahren angerechnet. Das Gefängnisleben kennt der 76-Jährige damit ja auch schon.
Und dennoch: Es gibt nicht viele Karrieren in Deutschland, die so schmählich enden wie jene Schreibers. "Ich bin der beste Verkäufer der Welt", tönte er einmal. Die "Alten" in der CSU erinnern sich noch heute gern (wenngleich nicht öffentlich) an so manche Sause, die Schreiber in seinem Partykeller im bayerischen Kaufering veranstaltete. Weniger gern denkt man in der CDU an ihn, denn durch seine nicht deklarierten Gaben wurde die Spendenaffäre ausgelöst. Schreiber, die Waffen, das Geld, - diese Dreifaltigkeit war jahrelang eine fixe Größe in Deutschland.
Schreiber stammt ursprünglich aus einfachen Verhältnissen. Schon als Fünfjähriger unterstützt er seine Familie mit Tauschgeschäften, später handelt er mit Teppichen, dann mit Panzern und Hubschraubern. 1995, als seine Wohnung in Bayern zum ersten Mal durchsucht wird, setzt er sich in die Schweiz ab, 1999 nach Kanada. Doch es dauert noch zehn Jahre, bis zum August 2009, bis der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Millionär an Deutschland ausgeliefert wird.
So mancher in CDU und CSU dachte damals, hätten sie ihn doch im fernen Ottawa behalten, wo er inzwischen Nudeln verkaufte. Schreiber nämlich hatte stets angedroht, er werde eines Tags "auspacken", und dann könnten einige in CDU und CSU sofort einpacken. Eine "Riesenschau" stehe nämlich bevor. 2000 verkündete er etwa, es sei nun die Zeit der "Abrechnung mit General Oberarschloch" gekommen. Damit war der damalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) gemeint. Es kam dann aber nichts Konkretes.
Während des Prozesses, als Schreiber nur noch Worte zu verkaufen hatte, versuchte er es noch einmal: Die CSU habe von ihm illegale Spenden bekommen. Damit das nicht auffalle, seien als Spender die Namen von Toten angeführt worden. Beweise blieb der Dampfplauderer wieder einmal schuldig. Das Gefängnis wird Schreiber womöglich erst verlassen, wenn er schon weit über 80 Jahre alt ist. Teuer wird es auch für ihn. Die hinterzogenen 7,5 Millionen Euro sind samt Zinsen nachzuzahlen. (Birgit Baumann/DER STANDARD, Printausgabe, 6.5.2010)