Wien/Graz/Eisenstadt - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) strebt die Elimination der Röteln in Europa im Jahr 2010 an. Vor allem, weil die Infektion bei Schwangeren zu Missbildungen beim Kind führen kann. In Österreich haben diese Bemühungen im vergangenen Jahr einen deutlichen Schlag erlitten. Es gab zumindest 365 Erkrankungen - vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen -, schreiben jetzt die Experten vom Institut für Virologie in Wien. Die Ausbrüche wurden speziell in der Steiermark und im Burgenland registriert.

"Im Jahr 2009 gab es mit einem großen Rötelnausbruch in der Steiermark und im Burgenland einen herben Rückschlag im Hinblick auf die von der WHO angestrebte Elimination in Europa bis zum Jahr 2010", teilte Virologin Heidemarie Holzmann in der "Virusepidemiologischen Information" mit. In Österreich sind die Röteln erst seit dem Jahr 2007 meldepflichtig. In den vorangegangenen Jahren hatten die Experten in Wien als nationales Referenzzentrum nur sporadische Erkrankungen festgestellt. Zwischen Februar 2007 und September 2008 waren es 13, die im Labor bestätigt wurden.

Impflücken vorhanden

Doch das änderte sich im Februar 2009. Die Fachleute: "In der Folge wurde die AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Anm.) mit der epidemiologischen Untersuchung des Ausbruchs betraut. Zu Beginn waren vor allem junge Männer in insgesamt elf Kasernen des Bundesheeres in der Steiermark und im Burgenland betroffen. Die Experten: "Diese Patienten wurden in einem Militärspital hospitalisiert und isoliert, um die Übertragung zu unterbrechen. Jedoch führte der Rötelnausbruch in der Steiermark und im Burgenland zu 355 Erkrankungen." Nimmt man noch zwei Fälle in Kärnten und acht in Wien hinzu, waren es im vergangenen Jahr dann insgesamt 365 bekanntgewordene Erkrankungen.

An sich wären die Röteln bei einer perfekten Durchimpfung (Mumps-Masern-Röteln) leicht verhinderbar. Die Analyse der Altersverteilung zeigte jedenfalls, dass, wie bei Mumps (Ausbruch im Jahr 2006) und bei den Masern (Ausbrüche im Jahr 2008), vor allem die Gruppe der 15- bis 30-Jährigen am stärksten betroffen war. In dieser Altersgruppe befinden sich offenbar Impflücken. Die Fachleute: "In 65 Prozent der Ausbruchsfälle konnte eine Impfanamnese  erhoben werden. Dabei zeigte sich, dass kein Einziger von den Röteln Betroffenen zwei Impfdosen erhalten hatte, zehn Prozent (vor allem Frauen) waren einmal gegen Röteln geimpft." (APA)