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Andockmanöver in 360 Kilometern Höhe

Foto: APA/EPA/NASA TV

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Pünktlich am Freitag um 20.20 Uhr hob die "Atlantis" in Richtung ISS ab.

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Cape Canaveral - Die Raumfähre "Atlantis" hat am Sonntag an der Internationalen Raumstation ISS angedockt. Vor dem Anlegen wurde die "Atlantis" so gedreht, dass die Besatzung der ISS die Unterseite fotografieren konnte. Die Bilder - hunderte an der Zahl - sollen nun daraufhin untersucht werden, ob die Raumfähre beim Start beschädigt wurde. Das ist dieses Mal besonders notwendig, weil die "Atlantis"-Besatzung die Raumfähre nicht selbst ausgiebig überprüfen konnte. Die sonst übliche Inspektion war nur eingeschränkt möglich, weil es Probleme mit dem Kamerasystem gab.

Bei der Überprüfung wird ein etwa 30 Meter langer Ausleger-Arm benutzt, an dessen Ende eine Kamera mit Sensoren sitzt. Diese ließ sich aber nicht bewegen, weil ein Kabel am Ende des Arms eingeklemmt war, wie Shuttle-Kommandant Kenneth Ham erklärte. Das Problem soll jetzt bei einem der insgesamt drei geplanten Außenbordeinsätze gelöst werden.

Abschiedsflug

Die 32. Mission der "Atlantis" soll zwölf Tage dauern. Der Shuttle bringt unter anderem Ersatzteile und Vorräte zur ISS. Im tonnenschweren Gepäck transportiert er auch das sieben Meter lange Fracht- und Kopplungsmodul "Rasswet", das die ISS räumlich vergrößern soll. Es ermöglicht zudem die Ankopplung von russischen "Sojus"- Raumschiffen und unbemannten "Progress"-Transportern.

Offiziell ist die "Atlantis" auf ihrem Abschiedsflug nach 25 Dienstjahren. Die NASA beendet voraussichtlich im November ihr Shuttle-Programm, weil die Raumfähren ihr technisches Lebensende erreicht haben. Aktuell sind nur noch zwei Shuttle-Missionen geplant, je eine mit der "Endeavour" und der "Discovery".

Bis zum Ende des Programms soll die "Atlantis" als Ersatzflieger bereitstehen, danach kommt sie ins Museum. Es sei denn, US-Präsident Barack Obama überlegt es sich noch mal anders: Falls doch mal auf der ISS die Vorräte ausgehen, dann könne der Shuttle auch noch eine weitere Mission fliegen, sagte Gerstenmaier am Freitag. Das müsse allerdings vom Weißen Haus genehmigt werden.

"Atlantis" schrieb mehrfach Raumfahrtgeschichte

Die "Atlantis", in der NASA-Sprache heißt sie nüchtern OV-104, hat tatsächlich mehrfach Raumfahrtgeschichte geschrieben, nachdem sie die Raumflotte der NASA im April 1985 komplettierte. Schon der Jungfernflug des Shuttles am 3. Oktober 1985 war ein sagenumwobener Spezialauftrag der US-Regierung. Er sollte, so ist es überliefert, heimlich zwei Kommunikationssatelliten in die Erdumlaufbahn befördern. Die sonst so auskunftsfreudige NASA verhängte über den Premierenflug eine Nachrichtensperre, um den Erzfeind Sowjetunion im Dunkeln zu lassen.

Die Ironie der Geschichte wollte es, dass ausgerechnet die "Atlantis" später auserkoren wurde, ein entscheidendes Bindeglied der russisch-amerikanischen Zusammenarbeit im Weltraum zu werden. Als erste US-Raumfähre dockte sie 1995 an der russischen Raumstation Mir an, sechs weitere Male besuchte sie den ehemaligen Gegner im All. Elf Ausflüge, inklusive ihrer letzten Mission, wird sie zur Internationalen Raumstation ISS unternommen haben.

Die "Atlantis" war 1989 auch der erste Shuttle, der Raumsonden ins All transportierte. Sie schickte Magellan und Galileo auf ihre Reisen zur Venus und zum Jupiter, von wo sie bedeutende Bildaufnahmen und Kartierungen lieferten. Ebenso aufsehenerregend war, wie "Atlantis"- Astronauten im vergangenen Jahr das Weltraumteleskop "Hubble" reparierten. Und auch die deutsche Raumfahrt hat Bekanntschaft mit der "Atlantis" gemacht. Der Transporter hievte 2008 das maßgeblich in Bremen entwickelte europäische Weltraumlabor "Columbus" mit dem Astronauten Hans Schlegel an Bord zur ISS.

Weniger ausdauernd als "Discovery" und "Endeavour"

Unter ihren beiden noch aktiven Geschwistern "Discovery" und "Endeavour" gilt die "Atlantis" als echter Lastesel. Sie ist gut 37 Meter lang und hat an ihrer breitesten Stelle einen Umfang von fast 24 Metern. Das maximale Startgewicht: mehr als 100 Tonnen, ein Viertel davon Fracht. Allerdings ist sie nicht so ausdauernd wie die anderen Shuttles. Ihr fehlt ein Anschlusskabel für die Solarstromanlage der ISS. Nachtanken ausgeschlossen, nach zwei Wochen muss sie zur Erde.

Sie ist wie die anderen Transporter der US-Raumfahrt nach einem Schiff benannt, das Pionierarbeit geleistet hat: Jener Zweimaster "Atlantis", mit dem die USA erstmals die Ozeane erforschten. Mit dem Erkunden ist nun - zwei Jahre später als eigentlich geplant - jedoch Schluss. Schon 2008 sollte der Shuttle auf seine letzte Reise gehen, hatte laut NASA sein "Haltbarkeitsdatum" längst überschritten. Doch wegen des absehbaren Endes des Shuttle-Programms ließ die Raumfahrtbehörde die "Atlantis" einfach weiter fliegen. Unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen beim Start und immer ein bisschen mit der Angst, dass sich eine "Challenger"- oder "Columbia"-Katastrophe wiederholen könnte. (APA/apn/red)