Bild nicht mehr verfügbar.

Tablets setzen mit dem iPad an der Spitze zum erneuten Sprung auf den Unterhaltungsmarkt an. Haben Touchscreen-Rechner und Ultra Mobile PCs in den vergangenen Jahren ein eher bescheidenes Dasein gefristet, scheint die Zeit für den Massenmarkt nun endlich reif.

Foto: EPA/Apple

Apple iPad
(Specs laut Hersteller)

Display: 9,7 Zoll Multitouch
Prozessor: 1 GHz Apple A4
Speicher: 16, 32 oder 64 GB Flash-Laufwerk; 256 MB RAM
Betriebssystem: iPhone OS
Software: nur aus Apple App Store, keine Flash-Unterstützung
Connectivity: Modelle mit WLAN und/oder 3G
Sonstiges: keine Webcam, bis zu 10 Stunden Laufzeit
Preis: ab 499 US-Dollar (noch kein Österreich-Start bekannt)

Foto: Apple

WeTab
(Specs laut Hersteller)

Display: 11,6 Zoll Multitouch
Prozessor: 1,66 GHz Intel Atom N450 Pineview-M
Speicher: 16, 32 GB intern, microSD-Karten; 1 GB RAM
Betriebssystem: Linux-basiert
Software: WePad-Metastore, Support für Java, Linux, Flash, Air und Android Apps
Connectivity: Modelle mit WLAN und/oder 3G
Sonstiges: bis zu 6 Stunden Laufzeit, Webcam
Preis: ab 449 Euro vorbestellbar

Foto: Neofonie

Archos 9 PCTablet
(Specs laut Hersteller)

Display: 8,9 Zoll
Prozessor: Intel ATOM Z515 1,2 GHz
Speicher: 60 GB HDD; 1 GB RAM
Betriebssystem: Windows 7
Connectivity: WLAN
Sonstiges: Webcam
Preis: ab 449 Euro

Foto: Archos

Aigo N700
(kolportierte Specs)

Display: 7 Zoll Multitouch
Prozessor: 1 GHz Dual-Core ARM Cortex A9, Nvidias Tegra 2 Grafik-Chipset
Speicher: 4, 16, 32 GB; microSD-Karten; 512 MB RAM
Betriebssystem: Android 2.1
Software: Android Market, Flash-Unterstützung
Connectivity: WLAN, 3G
Sonstiges: Webcam
Preis und Verfügbarkeit noch nicht bekannt

Foto: Aigo

HP Slate
(kolportierte Specs)

Display:8,9 Zoll Multitouch
Prozessor: 1,6 GHz Intel Atom 
Speicher: 32, 64 GB SSD, SDHC-Speicherkarten, 1GB RAM
Betriebssystem: Windows 7
Connectivity: WLAN, 3G
Sonstiges: Flash-Unterstützung, bis zu 5 Stunden Laufzeit, zwei Kameras
Preis: ab 549 US-Dollar

Foto: HP

iPad, EeePad, S-Pad - der Name für die neue Generation von Touchscreen-Tablets scheint gefunden. Beim Verwendungszweck ist man sich noch nicht ganz einig. Was macht man mit einem Gerät, das weniger kann als ein Notebook, aber größer und sperriger ist als ein Smartphone? Ein Gerät, das man nicht wirklich braucht, aber viele haben wollen, ist auf Unterhaltung, Spaß und Freizeit ausgerichtet. Genau damit versuchen die neuen Tablets nun zu punkten.

Gelernt aus der Vergangenheit

Es mag sich aufgrund des medialen Hypes anders darstellen, aber Tablets sind keine Erfindung von Apple. Versuche Computer mit Touchscreen ohne Tastatur populär zu machen, gab es schon viele. Erfolgreich waren sie bisher allesamt nicht. Microsoft scheiterte mit seiner Windows XP Tablet Edition aufgrund zu teurer Hardware, unpraktischer Stifteingabe (auch wenn Bill Gates das heute noch anders sieht) und Ausrichtung auf professionelle Nutzer. Ultra Mobile PCs - ebenfalls eine Kopfgeburt von Microsoft und Intel - waren zwar auf den Consumer-Markt ausgerichtet, aber Preise und fehlende Anwendungen ließen auch sie nicht abheben.

Andere Voraussetzungen

Beim aktuellen Tablet-Trend sind nun andere Voraussetzungen gegeben. Das iPhone hat Touchscreens und mobile Internetnutzung aus der Nische der Unternehmenskunden und Geeks in den Massenmarkt katapultiert. Bei Netbooks sind Konsumenten den Kompromiss kleinerer Screens und abgespeckter Performance für einen niedrigeren Preis als voll ausgestattete Laptops eingegangen. Die aktuellen Pads gehen nun aus der Verschmelzung dieser beiden Kategorien hervor. Den wahren Wert der Geräte macht nicht mehr die Hardware, sondern die Verfügbarkeit von Apps aus. Hier unterschieden sich die Geräte auch am deutlichsten voneinander.

Zeig mir deine Apps, ich zeig dir meine

Apples iPad hat mit dem App Store bereits einen gewaltigen Pool an Anwendungen verschiedenster Kategorien imhinter sich. Neben dezidierten iPad-Apps laufen auch ältere iPhone-Anwendungen auf dem Gerät. Die am meisten gekauften oder kostenlos heruntergeladenen Apps sind in der Spiele- und Unterhaltungskategorie angesiedelt. Speziell für das iPad sollen nach Angaben von Apple bisher über 5.000 Apps zur Verfügung stehen. Insgesamt gibt es derzeit rund 200.000 Anwendungen für das iPhone OS, von denen die meisten auch auf dem neuen Tablet laufen. Damit stellt Apple eines der größten Angebote an Smartphone-Programmen im Vergleich zu den neuen App Stores der Konkurrenz - für ältere Windows Mobile-Geräte beispielweise ist die Auswahl größer, doch auch Microsoft baut für Windows Phone 7 einen neuen Anwendungs-Markt auf. Für die jüngere Android-Plattform gibt es nach Informationen von AndroLib bereits über 50.000 Apps.

To Flash or not to Flash

Um sicherzustellen, dass auf den Smartphones und Tablets nichts landet, was nicht drauf soll, werden sie sowohl bei Android als auch bei Apple überprüft. Bei Apple ist der Prozess nur ungleich strenger - nicht nur potentiell schädliche Apps werden nicht zugelassen, sondern auch als unpassend gewertete Inhalte und Apps mit Funktionen, die Apple selbst anbietet. Wie Steve Jobs es kürzlich formulierte: „Wer Porno will, soll sich ein Android-Handy kaufen." Nun sollte die Frage nach der Verfügbarkeit pornografischer Inhalte zwar kein Qualitätskriterium sein, die der Zensur aber sehr wohl. Und die betrifft bei Apple nicht nur Inhalte, sondern auch Technologien. Der Konzern aus Cupertino mag Flash nicht und sperrt es deshalb aus seinen Geräten aus. Google forciert zwar die Unterstützung von HMTL5, um Flash-Funktionen teilweise abzulösen, arbeitet aber auch an der Integration von Flash in Android, um den Nutzern ein möglichst abgerundetes Surferlebnis auf mobilen Geräten bieten zu können. Immerhin basieren zahlreiche Multimedia-Inhalte im Web und Anwendungen auf Adobes Flash- und Air-Technologie. iPad- und iPhone-User sind davon ausgeschlossen.

iPad als Krone der Tablet-Schöpfung?

Es liegt an den Kunden, wie weit sie sich in ihrer Nutzungsfreiheit durch die Konzerne einschränken lassen. Das iPad verspricht mit einem polierten Design - sowohl bei Hard- als auch bei Software - eine hochqualitative User Experience. Alles, was irgendwie Probleme machen könnte (die Apple freilich selbst definiert), lässt man draußen. Mit einem Jailbreak können Kunden aus der vordefinierten Apple-Welt ausbrechen, verstoßen damit allerdings gegen die Nutzungsbedingungen. Eine Million iPads sollen im ersten Monat nach dem Marktstart verkauft worden sein. Überraschend kommt das nicht - das iPad ist trotz vieler Einschränkungen ein gutes Gerät. E-Books wie Alice in Wonderland (siehe Video) oder Apps wie der Marvel Comic Reader zeigen, was das Tablet alles drauf hat. Wer mit den Bedingungen von Steve Jobs Wunderwelt einverstanden ist, dem wird das iPad zu Hause auf der Couch oder unterwegs auf Reisen sicherlich viel Abwechslung und Unterhaltung bieten.

Reichlich Alternativen im Anflug

Wer sich noch etwas gedulden kann - zumindest bis Jahresende - sollte die Verfügbarkeit weiterer Pads abwarten. Denn mit E-Books, News-Anwendungen, Spielen, Social Media Apps und vielem mehr, weiß auch die Konkurrenz zu überzeugen. Wie gut diese für größere Displays adaptiert werden, bleibt zwar vorerst abzuwarten. Eine Anwendung des Wired-Magazins auf einem von Adobe demonstrierten Prototyp zeigt aber bereits, dass auch auf Android-Tablets nicht gekleckert wird. Hersteller wie Dell, Asus und Samsung haben Geräte mit Android angekündigt oder arbeiten inoffiziell daran. Ein Unternehmen, das schon längere Zeit Tablets anbietet, ist Archos. Das Unternehmen hat bereits mehrere Android- und Windows 7-Geräte im Angebot. Viel Staub hat das WeTab aus Deutschland aufgewirbelt, das auf Linux basiert und zu Android-Apps kompatibel sein soll. Eine verpatzte Präsentation hat dem Gerät zwar einen Rückschlag versetzt, doch erste Tester zogen jedoch ein positives Resümee.

Update vom 7. Mai: WePad-Hersteller Neofonie hat das Gerät auf WeTab und das Unternehmen auf Wetab GmbH umbenannt. Mehr zu den Hintergründen finden Sie hier.

Interessant dürfte auch Googles eigenes Tablet werden, auch wenn es hier noch keine Details gibt. Android hat schon am Smartphone-Markt bewiesen, dass das iPhone nicht an der Spitze der Nahrungskette steht - für den Tablet-Markt ist ähnliches zu erwarten.

Wartezeit

Was Microsofts eigene Tablet-Pläne angeht, herrscht momentan Verwirrung. Bei dem im Jänner präsentierten Courier mit zwei Displays handelt es sich nur um einen Prototyp, der nicht zur Marktreife entwickelt wird. HP hat mit dem Slate schon vor einigen Monaten ein Windows 7-Tablet angekündigt. Aktuell liegen die Pläne des Herstellers jedoch im Dunkeln. War vor kurzem kolportiert worden, dass HP mit der Übernahme von Palm WebOS statt Windows 7 einsetzen könnte, tauchten nun erneut Spezifikationen eines Windows-Tablets auf. Mittlerweile wird spekuliert, dass das Windows 7-Gerät nicht eingestampft, sondern nur aufgeschoben ist. Auch hier wird man sich auf jeden Fall einige Monate Geduld abringen müssen, bis Näheres bekannt ist.

Apple hat mit dem iPad zweifellos einen großen Vorsprung auf andere Tablets. Wer aber nicht nur das neueste Must-Have haben will, sondern für Aktivitäten wie Videos schauen, Musik hören, E-Books lesen, Touchscreen-Games spielen, Social Media-Nutzung und Websurfen das für sich beste Gerät herauspicken will, sollte zumindest auf die Weihnachtssaison warten, bis dann auch die anderen Hersteller ihre Pads, Tablets, Slates und wie sie alle heißen auf den Markt gebracht haben. (Birgit Riegler/ derStandard.at 6. April 2010)