Die Idee, einen gemeinsamen Dialog- und Begegnungsabend zu veranstalten, wurde bei einem Treffen aller Meidlinger Glaubensgemeinschaften geboren. "Der Bezirksvorsteherin hat dieses erste Treffen organisiert und hier nahmen wir uns vor alle Religionsgemeinschaften einzuladen, die im Bezirk Gebetsräume haben. Das sind Sikhs, Moslems und die christlichen Kirchen", erzählen die Organisatorinnen Hilde Wipfel und Bettin Erl. Als "neutraler Ort" wurde der Festsaal der BHS Lägenfeldgasse gewählt.
Assisi als Vorbild
Die Idee eines gemeinsamen Friedensgebets wurde von Anfang an positiv angenommen, berichten die Organisatorinnen: "Jene Menschen, die heute hier sind, haben von Anfang an Offenheit und Interesse gezeigt. In meiner Pfarre habe ich sehr viel Neugier erlebt, aber auch Skepsis. Das Gebet ist etwas Spezifisches, denn hier hat jede Religionsgemeinschaft ihre eigenen Regeln", erklärt Wipfel. Diese Skepsis, bzw. die Unsicherheit, "ob denn ein gemeinsames Gebet überhaupt möglich oder erlaubt ist", stand am Anfang der Planung, erzählt die Mitorganisatorin Ertl. "Aber da hatten wir mit dem Weltgebetstreffen für den Frieden in Assisi ein Vorbild auf der obersten Ebene. Das hat dann alle überzeugt", so Erl.
Konflikte und Unwissenheit
Ihre Motivation und das große persönliche Engagement begründen alle Beteiligten auf die gleiche Art und Weise: Man wolle ein Zeichen für ein friedliches Miteinander setzen und Vorurteile abbauen. Ein Drittel aller Meidlinger haben Migrationshintergrund. Nach den Katholiken sind die Muslime, die Größte Religionsgemeinschaft im Bezirk. "Bisher war es hier im Bezirk eher ein Nebeneinader und es ist natürlich, dass, wenn man sich nicht kennt, auch Ängste entstehen. Das war unser Ansatzpunkt", so Wipfel. "Alle Konflikte entstehen aus der Unwissenheit", so auch Tunaha Dür, Vertreter der Bilal Habashi Moschee. "Wir wollen uns kennenlernen, Gemeinsamkeiten finden und so eine positive Stimmung im Bezirk erzeugen", so Dür. Die moslemische Gemeinde plant schon die nächste Begengnung mit den Nachbarn: Im Monat Ramadan wolle man alle Meidlinger zu einem gemeinsamen Essen einladen.
Angst und Vorurteile
Dieses erste gemeinsame Gebet versteht auch Harjot Singh von der Gurdwara Singh Sabha als den ersten Schritt in die richtige Richtung und hofft, "dass hier ein Lawineneffekt entsteht". Über die oft erwähnten Vorurteile sagt der Vertreter der Sikhs: "Ich sehe ja komplett anders aus, und ich versteh, dass man deswegen Vorurteile haben kann. Für mich persönlich, habe ich entschieden, mich nicht wegen jener Personen zu ärgern, die mich auf der Straße schief ansehen, sonder mich über jene zu freuen, die mich anlächeln - auch wenn diese in der Minderheit sind".