New York / Wien - Deutlich mehr Aktionäre als sonst erwartet die US-Bank Goldman Sachs für die heute, Freitag, anstehende Hauptversammlung. Erwartet werden auch deutlich mehr kritische Fragen, als es die Goldman-Führung bisher gewohnt war. Goldman-Chef Lloyd Blankfein wird erklären müssen, wie der Ruf der Bank wiederhergestellt werden könne.

Wie berichtet, ist die Bank mit einer Klage der US-Aufsicht SEC konfrontiert. Vorgeworfen wird dem Geldhaus Irreführung von Investoren bei Geschäften mit Kreditpapieren. Auch im US-Kongress musste sich Blankfein zuletzt kritischen Fragen stellen.

Die SEC-Klage hat dem Ruf der Bank und dem Aktienkurs geschadet. Am 16. April, dem Tag, an dem die Klage eingereicht wurde, war die Aktie um mehr als zehn Prozent gefallen. Seither haben sich auch Kunden von der Bank distanziert - etwa die BayernLB. Ende der Vorwoche wurde zudem bekannt, dass auch das Justizministerium einige Vorgänge der Bank prüft. Daraufhin ist der Aktienkurs erneut eingebrochen. Insgesamt hat Goldman seit Mitte April rund 20 Prozent verloren.

Aktionäre verschaffen sich Gehör

"Als der Aktienkurs immer weiter nach oben ging, haben sich die Aktionäre zurückgehalten. Aber jetzt wachen sie auf und verschaffen sich Gehör" , zitiert das Handelsblatt Eleanor Bloxham, Chefin des Beratungshauses Corporate Governance Alliance. Einige Aktionäre haben in den vergangenen Wochen auch Klagen gegen Blankfein, die Bank und weitere Goldman-Manager eingereicht. Darin werfen sie ihnen Missmanagement und Missbrauch von Macht vor und äußern Zweifel an der Genauigkeit von Goldmans Pflichtangaben gegenüber Aktionären.

Die Anleger fordern zudem, das Amt des Vorstandschefs von dem des Direktoriumsvorsitzenden zu trennen. Bis jetzt besetzt Blankfein beide Jobs. Als möglicher Kandidat für den Direktoriumsvorsitz ist Ex-Finanzminister und Blankfein-Vorgänger Henry Paulson im Gespräch. Beobachter halten diese Option aber für unwahrscheinlich, weil das die Debatte über Goldmans enge Verbindungen in die Politik erneut anheizen würde. In der Finanzkrise haben unter anderem die Bank of America, Citigroup und Morgan Stanley die Funktionen getrennt. (bpf, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.5.2010)