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Jonathan Goodluck ist nun auch offiziell der neue Präsident Nigerias.

Foto: AP Photo/Jose Luis Magana

Spätestens seit Donnerstag herrscht kein Zweifel mehr daran, dass Goodluck Jonathan seinen Namen zu Recht trägt. „Glückspilz" ist wohl die perfekte Zusammenfassung für die Karriere des 52-Jährigen, der als Sohn eines Bootsbauers in Nigerias ölreichem, aber verarmten Nigerdelta geboren wurde. Seine Vereidigung zum Präsidenten von knapp 150 Millionen Nigerianern ist der Höhepunkt einer Karriere, wie sie unwahrscheinlicher kaum hätte sein können.

Den Großteil seines Lebens hat Jonathan im Delta verbracht, als Zollbeamter, Zoologe und schließlich als Gouverneur. Diesen Posten im Bundesstaat Bayelsa bekam der damalige Vize nur, weil sein Chef wegen Geldwäsche in London verhaftet wurde: Aus der Nummer zwei wurde unverhofft die Nummer eins. Nach nur zwei Jahren im Gouverneursamt wurde er 2007 vom damaligen Präsidenten Olusegun Obasanjo in die Bundespolitik berufen. Dem am Mittwoch verstorbenen Präsidenten Yar'Adua wurde er nur an die Seite gestellt, weil die großen Machtblöcke sich auf keinen ihrer Exponenten einigen konnten.

In der politischen Krise, die sich infolge Yar'Aduas monatelangen Krankenaufenthalts entwickelte, stand er bis zum Schluss so loyal hinter seinem Vorgesetzten, dass Kritiker ihm schon mangelnden Gestaltungswillen vorwarfen. Hinter den Kulissen freilich handelte der gewiefte Fädenzieher bereits einen Deal aus und hielt gleichzeitig das für seine Putschfreudigkeit bekannte Militär in Schach.

Als er im Februar nach monatelangem Streit zum amtierenden Präsidenten ernannt wurde, verlor er keine Zeit: Seine innerparteilichen Gegner stellte Jonathan ebenso kalt wie die „Kabale" genannte Clique von Profiteuren rund um Yar'Aduas. Seine Anhänger feiern ihn als jemanden, der in Nigerias politischem Selbstbedienungsladen endlich aufräumt und zumindest die allerkorruptesten Politiker entlässt.

Seine Kritiker hingegen glauben, dass die mächtigen „Politpaten" ihn nur gewähren lassen, weil seine Tage bis zur Wahl 2011 schon gezählt sind. Jonathan ist Christ, einem ungeschriebenen Wahlgesetz ist jedoch wieder ein Muslim an der Reihe. Als Mitglied einer Minderheitenethnie, der Ijaw, fehlt ihm zudem die Macht der Wählermassen. Und während sein Kampf gegen das Establishment ihn beliebt macht, hat er innerhalb seiner Partei viele Mächtige durch seinen etwas zu kompromisslosen Antikorruptionskurs verprellt.(Marc Engelhardt, DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2010)