Weniger bekannt ist, dass auch Griechenland seine RAF, seine Brigate Rosse, hatte. Der "17. November" , eine marxistisch-nationalistische Terrorgruppe, verübte bis in die 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts 23 Morde und dutzende Anschläge an und gegen Amerikaner, Briten, Türken, Nato-und EU-Einrichtungen und ausländische Firmen. Der Mentor der Gruppe, Professor Alexandros Giotopoulos, versteckte sich auf der winzigen Insel Lipsi im Dodekanes, ehe er 2002 verhaftet wurde (angeblich erst auf Druck der Amerikaner).

Die linksradikalen Autonomen, die jetzt in Athen eine Bank abfackelten und dabei drei Angestellte töteten, sind wohl geistige Nachfahren des 17. November (der ORF-Korrespondent in Athen gab allen Ernstes in der ZiB die Verschwörungstheorie wieder, dies sei eine "gezielte Aktion" gewesen, um Unterlagen über Steuersünder zu vernichten).

Den paar dutzend oder hundert Linksradikalen ist es damit gelungen, die Proteste gegen das Sparprogramm der Regierung ins Anarchistisch-Unbeherrschbare zu drehen. Der Eindruck entstand: Griechenland ist nicht zu helfen, das Sparprogramm geht nicht durch. Sofort reagierten "die Märkte" (deren Rolle noch zu hinterfragen sein wird). Wenn aber Griechenland nicht zu retten ist, dann, so "die Märkte", ist auch Europa nicht zu retten. "Die Märkte" richten sich also nach ihren anarchistisch-linksterroristischen Todfeinden. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 7.5.2010)