Seit Wochen sind die Medien nun voll mit klugen Analysen zur griechischen Krise und Ratschlägen, wie derselben beizukommen sei, ehe sie die nächsten Kandidaten ansteckt und demnächst womöglich die gesamte EU von ihr verschlungen wird. Insbesondere wird dabei eine aufgeblähte Verwaltung sowie Korruption in Form von schamloser Selbstbereicherung der unteren Hellenenklassen durch habituelle Steuerhinterziehung in Verbindung mit notorischer Arbeitsscheu angeprangert, Phänomene, an denen auch das segensreiche Zusammenwirken internationaler Hedgefonds mit bewährten Rating-Agenturen - kurz: die Märkte - scheitern mussten. Das an dieser Stelle zu verbreitern, ist umso weniger notwendig, als ein bisher verkannter österreichischer Paradeökonom endlich die wahren Wurzeln des Übels erkannt und benannt hat. "Griechenland" so ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger, "hat gezeigt, was 25 Jahre Sozialismus bewirken."

Diese Erkenntnis kann ihm nur der blitzeschleudernde Zeus persönlich eingebrannt haben, die ÖVP-Akademie sollte über einen diesbezüglichen Verdacht erhaben sein. Leider hat er davon nur den Kurier verständigt, weshalb die Gefahr groß ist, dass sie sich nicht bis nach Brüssel durchspricht und die dortigen Krisenmanager womöglich noch immer nicht erkennen, wie weit der Sozialismus Europa bereits zerfressen hat, was speziell in der Bankenkrise und der Art ihrer Behebung deutlich geworden ist - zu viel Staat! Wenigstens seinen Landsleuten sollte Kalteneggers Erkenntnis die Augen öffnen, gibt es doch auch in Österreich dramatische Anzeichen für das, was Sozialismus anrichten kann. So musste die Republik an die 17 Milliarden Euro Haftung für die Hypo Alpe Adria übernehmen, was allein etwa achtmal so viel ist wie ihr Beitrag für die Behebung der Sozialismusfolgen in Griechenland.

Ob die Kärntner die letzten 25 Jahre unter dem Sozialismus Jörg Haiders stärker über ihre Verhältnisse gelebt haben als die Griechen, wird sich weisen. Die Österreicher im Allgemeinen tun das bekanntlich sowieso, gibt es doch auch hier eine öffentlichen Dienst, der sich, sozialistisch aufgebläht, gegen Reform und Entlassung in die Freiheit sträubt. Das Land der Griechen mit der Seele suchend, tritt hier immer wieder der Sozialistenführer Fritz Neugebauer vehement auf den Plan. Zwar ist Steuerhinterziehung durch Pfusch oder Beschäftigung illegaler Ausländer dem österreichischen Wesen an sich völlig fremd, aber auch auf diesem Gebiet dürfen bedenkliche Anzeichen von Sozialismus zumindest in Einzelfällen im Sinne der Unschuldsvermutung als gesichert gelten. Aber Korruption? Niemals.

So wussten die Freunde eines ehemaligen Finanzministers vermutlich gar nicht, dass sie sich sozialistischer Umtriebe schuldig machten, als sie eine sauer verdiente Zehn-Millionen-Provision am Fiskus vorbei in die Ferne transferierten. Und niemals hätten sie dann eine halbe Million in eine vom Ex-Finanzminister gemanagte Firma investiert - besonders gemein: hinter seinem Rücken! -, hätte ihnen der ÖVP-Generalsekretär schon vorher ein Licht aufgesteckt. Nein, Österreich darf nicht Griechenland werden! (Günter Traxler, DER STANDARD, 7.5.2010)