Robert/Miami -  Erster Erfolg im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko: In einer beispiellosen Präzisionsarbeit in 1.500 Meter Tiefe ist es Experten gelungen, eine riesige Stahlkuppel über dem Leck zu platzieren. Diese 100 Tonnen schwere Kuppel soll das ausströmende Öl auffangen, damit es anschließend auf ein Schiff gepumpt werden kann. Allerdings warnten die Verantwortlichen bereits vor Hoffnungen auf eine schnelle Lösung: "Es wird ganz ohne Zweifel einige Komplikationen geben", räumte BP-Manager Doug Suttles ein.

Frühestens am Montag könne damit begonnen werden, das Öl abzusaugen, hieß es am Samstag. Nach wie vor sprudeln täglich mindestens 700 Tonnen Rohöl ins Meer. Unterdessen weiteten die US-Behörden das Verbot für Fischfang an der Küste vor Louisiana weiter aus. Bereits am Donnerstag hatte ein erster Ölfilm eine unbewohnte Insel vor der Küste erreicht. Etwa 8.500 Helfer auf über 260 Schiffen waren im Einsatz, um zu verhindern, das das Öl das ökologisch empfindliche Marschland am Mississippi-Delta zerstört.

18 Stunden bis zum Meeresgrund

Die Kuppel ist etwa so hoch wie ein vierstöckiges Haus und muss mit Robotern in Mini-U-Booten ferngesteuert werden. Alleine die Aktion, die Kuppel auf dem Meeresgrund herunterzulassen, dauerte über 18 Stunden. Das Problem: Derartige Stahlkonstruktionen wurden zwar in der Vergangenheit schon einige Male eingesetzt, aber noch niemals in einer Tiefe von 1.500 Metern. "Das ist, als würde man in 5.000 Fuß Tiefe eine Operation am offenen Herzen vollziehen, in der Finsternis und mit Roboter-gesteuerten Mini-U-Booten", sagte Lamar McKay, Chef von BP-Amerika, bereits vor Beginn der Aktion.

Zunächst müsse die Kuppel im Laufe des Wochenendes präzise über dem Leck in Position gebracht werden, hieß es. Dann soll sie zunächst etwas in den Schlamm am Meeresgrund einsinken, bevor sie endgültig verankert werden kann, meinten BP-Experten. Erst Anfang der Woche könne das ausströmende Öl abgesaugt werden. Wenn alles gutgehe, könnten auf diese Weise etwa 85 Prozent des Ölflusses gestoppt werden. Weiter hieß es, bereits am Donnerstag seien erneut rund 680 Tonnen Öl verbrannt worden, die auf dem Meeresspiegel trieben.

Eines der Probleme ist die große Kälte in der Meerestiefe. Um zu verhindern, dass das Öl in den Aufstiegsrohren zu klumpen beginnt, soll warmes Wasser an den Rohren in die Tiefe geführt werden.

Unterdessen berichteten Überlebende über die dramatischen Minuten, als die Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April von mehreren schweren Explosionen erschüttert wurde. "Wir waren uns alle sicher, dass wir sterben würden", berichtete Öl-Arbeiter Dennis Dewayne Martinez der "New York Times".

Die Explosionen seien durch ausströmende Gase verursacht worden. US-Regierungsbehörden hätten BP zuvor ausdrücklich auf die Gefahren hingewiesen, schreibt die Zeitung. Unmittelbar vor der Explosion sei auf der Bohrinsel über Lautsprecher vor den entflammbaren Gasen gewarnt worden. Den meisten der mehr als 100 Arbeiter gelang es, sich in Rettungsbooten in Sicherheit zu bringen. Elf Arbeiter kamen ums Leben. Zwei Tage später versank die Bohrinsel im Meer.  (APA/apn)