Foto: Renée Kellner

Im wirklichen Leben sind sie einander nie begegnet - der Jude Paul Antschel, der sich später Paul Celan nannte, und die römisch-katholisch getaufte Maria Helene Frauendorfer, bekannt unter dem Namen Marlen Haushofer. Beide sind im selben Jahr -1920 - geboren, beide verbindet das gemeinsame Jahr ihres Todes: 1970. Damit erschöpfen sich scheinbar ihre Berührungspunkte. Auch beider Werke geben keinen Anlass zu der Vermutung, es könne zumindest ein geistiges Band zwischen Marlen Haushofer und Paul Celan existieren.

Was aber, wenn beide in der heutigen Zeit lebten, wenn sie sich moderne Technologien wie Internet und Mobiltelefon zu Nutze machen könnten? Würden sie sich in irgendeinem virtuellen Raum zufällig treffen und verweilen, den Wunsch verspüren, einander kennenzulernen? Würden sie Gemeinsamkeiten feststellen, Erfahrungen austauschen, einander von ihren Werke näher erzählen - ja, würden sie überhaupt in der jeweils anderen Person ein Wort, eine Sequenz, einen Satz wiederfinden, so vertraut, als hätten sie es oder ihn selbst gedacht, geschrieben, gefühlt?

"Wir wissen es nicht, aber wir haben die Freiheit der Fantasie. In diese Fantasie, in diesen Raum, in dem alles möglich scheint, sollen die ZuschauerInnen und  ZuhörerInnen entführt werden: Das katholische Mädchen aus Oberösterreich, der jüdische Junge aus der Bukowina - wir werden ihnen begegnen und ihren Gedanken lauschen, wie sie uns an ihren Gedanken teilhaben ließen und lassen", heißt es in der Ankündigung des Ersten Wiener Lesetheaters. (red)

Weitere Infos

Idee & Umsetzung: Helga Golinger & Renée Kellner
Erstes Wiener Lesetheater: Eva Fillipp, Helga Golinger, Martin Heesch, Harald Jokesch, Friedemann Kluge
Unter Mitwirkung von: Erni Mangold
Musik: Edith Lettner, Malin Joy Porzer
Techn. Betreuung: Frank Kolesnik

Zeit und Ort

Dienstag, 18. Mai 2010
19:00 - 22:00
Literaturhaus Wien (1070, Seidengasse 13, Eingang Zieglergasse)