Der Dow Jones markierte am Donnerstag den größten Punkteverlust aller Zeiten. Innerhalb von nur 30 Minuten kollabierte der Dow um knapp 1.000 Punkte bis auf 9.873 Zähler. Im Anschluss holte er innerhalb weniger Minuten rund 600 Punkte auf.

Händleraussagen zufolge solle es sich um einen Fehl-Trade gehandelt haben, ein Auftrag der ursprünglich USD 16 Mio. groß war, wurde mit USD 16 Mrd. (!!!) ins System eingegeben und ließ die Aktien von Procter&Gamble sowie 3M innerhalb kürzester Zeit um fast 35% kollabieren. Anteilsscheine von Accenture (Umsatz knapp USD 21 Mrd.) wurden zeitweise auf den Monitoren als wertlos angezeigt. Die SEC hat sich bisher noch nicht geäußert. Fest steht, dass Flash orders, High Frequency Trading und Algo-Trading die Abwärtswelle dramatisch verstärkt haben und reihenweise Stop-Limits  "abgefischt" haben, woraus sich ein Dominoeffekt entwickelte . Den Crash mit 1987 zu vergleichen ist jedoch klar übertrieben. Intraday verlor der Dow 1987 23%, während es gestern in der Spitze "nur" 9,3% waren.

Auf Wochensicht sieht die Performance dementsprechend schwach aus. Der S&P fällt 6,5% auf 1.128, der Nasdaq Composite setzt seine relative Schwäche fort und verliert 7%, der Dow Jones tendiert 5,7% schwächer und notiert nun bei 10.520 Punkten. Das Vertrauen in den griechischen Reformwillen dürfte gering sein, der Euro macht zum Dollar ein 12-Monats-Tief. Die Bilder von den Unruhen in Athen wirkten sich zusätzlich belastend aus, Gold entwickelte sich im Zuge dessen wie im Börsenhandbuch vorgeschrieben: Es steigt auf USD 1.200 bzw. markiert auf Eurobasis neue Allzeithochs bei EUR 950.

Der ISM Service Index tendierte im Vormonat unverändert bei 55,4. Der ISM Index für das Verarbeitende Gewerbe kletterte hingegen auf 60,4 nach 59,6 im März. Die meisten Subkomponenten fielen besser als erwartet aus. Die Häuserverkäufe stiegen im März um 5,3% und somit klar stärker als erwartet. Auch die Auftragseingänge der Industrie fielen im März deutlich besser als erwartet aus.  Während Volkswirte ein Minus von 0,1% erwartet hatten, wurde ein Plus in Höhe von 1,3% ausgewiesen. Die Beschäftigtenzahl im Privatsektor kletterte lt. ADP um 32.000. Der Dienstleistungsbereich entwickelte sich mit einem Plus von 50.000 deutlich besser als das Produzierende Gewerbe, wo 18.000 Stellen abgebaut wurden. Das BIP ist im Q1 erneut gestiegen, mit einem Plus von 3,2% lag das Wachstum unter den Konsensschätzungen.

Financials fürchten stärkere Bevormundung

Finanztitel zeigen weiterhin relative Schwäche. SEC-Repräsentantin Mary Schapiro hat einmal mehr angekündigt, bei der Finanzmarkreform deutlich mehr Aufsichtsmacht über den Bankensektor erwirken zu wollen. Goldman Sachs tendiert weiterhin schwach, Medienberichten zufolge könnte man sich im Zuge der Betrugsvorwürfe mit der SEC außergerichtlich einigen. Die UBS senkte das Kursziel für Goldman, nachdem die Strafe bis zu USD 5 Mrd. kosten könnte.

Pfizer konnte die Markterwartungen deutlich übertreffen, ebenso positiv waren die Zahlen von Merck & Co. Auch Generikahersteller Teva Pharmaceuticals konnte sich gut halten. Im Q3 wurde ein Gewinnanstieg von USD 451 auf 731 Mio. vermeldet. Mit einem zarten Plus von 0,5% ist Teva auch der beste Performer im Nasdaq Composite.

Kreditkartenriese MasterCard meldete ein Gewinnplus von 24% auf USD 455 Mio., die Konsensschätzungen wurden deutlich übertroffen. Der Umsatz kletterte um 13%. Lebensversicherer MetLife meldete die Rückkehr in die Gewinnzone. Der Nettogewinn wurde mit USD 805 Mio. ausgewiesen, der Umsatz kletterte um 17% auf USD 13 Mrd. Ölmulti Chevron meldete einen Nettogewinn in Höhe von USD 4,55 Mrd. bzw. 2,27 je Aktie. Der Umsatz stieg um 33% auf USD 48 Mrd. Auch der kleinere Konkurrent Devon Energy meldete besser als erwartete Zahlen und kündigte zudem ein Aktienrückkaufprogramm an.

Agrarriese Archer Daniels Midland verbesserte den Gewinn auf USD 421 Mio., nach 3 Mio. im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz konnte marginal um 300 Mio. gesteigert werden. News Corp meldete einen Gewinn von USD 839 Mio, nach USD 2,7 Mrd. im Vorjahr. Konkurrent Time Warner meldete hingegen einen deutlichen Gewinnanstieg von 55%. Die Erwartungen wurden klar übertroffen, der  Jahresausblick wurde nach oben angehoben. Symantec konnte im Q4 deutlich mehr umsetzen und verdienen.

Großfusion bei Airlines

United und Continental haben nun die lange erwartete Fusion gemeldet. Das Volumen der Transaktion beläuft sich auf USD 3 Mrd., die Wettbewerbsbehörden müssen jedoch noch ihre Zusage geben. Der Marktanteil in den USA wird sich auf mehr als 20% belaufen. Nachdem die äußerst starke Berichtssaison nun praktisch beendet ist, dürfte diese Unterstützung für die Märkte wegfallen. Bislang haben 432 Unternehmen aus dem S&P500 Zahlen gelegt. 76,8 % der Firmen konnten positiv überraschen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stiegen die S&P Index Earnings deutlich an. Lagen sie 2009 noch bei USD 12,96, so belaufen sie sich im Q1 auf USD 19,55. Die Dollaraufwertung dürfte den US-Unternehmen nun jedoch zunehmend Probleme bereiten. Seitens des Binnen-Konsums kommen deutlich positive Signale. Detail am Rande: die Sparquote fiel auf den niedrigstenStand seit 18 Monaten.

Das Handelsvolumen von 2,5 Mrd. Aktien an der NYSE bedeutet das höchste Volumen seit 2008, von einer Panik kann man jedoch (noch) nicht sprechen. Das Put/Call Ratio liegt aktuell bei 1,02, von Angst-Werten bei 1,5 ist die Stimmung somit meilenweit entfernt. Die Volatilität stieg zwar sprunghaft an, der VIX befindet sich mit einem Wert von 32 jedoch noch fernab der Höchststände in 2008 bei knapp 90 Punkten.