82 Millionen: ein Picasso von 1932.

Foto: Christie's

82 Millionen Euro sind in der Griechenland-Causa völlig unbedeutend. Als Lottogewinn könnte dieser Betrag immerhin einigen Generationen ein sorgenfreies Leben gewähren. Die Kunstmarkt-szene würde dagegen über neues, individuell einsetzbares Spielkapital verfügen: Dorotheums-Boss Martin Böhm investierte dann in eine Sammlung der Zero-Gruppe, dazu internationale junge, aber bitte bereits etablierte Kunst.

Johann Kräftner (LiechtensteinMuseum) würde es, entsprechende Qualität vorausgesetzt, sogar für ein einziges Altmeistergemälde verprassen. Für welches, bleibt offen, womöglich für Peter Paul Rubens' Massaker der Unschuldigen? 2002 hatte ihm Kenneth Thomson für 77,43 Millionen Dollar bei Sotheby's die prachtvolle Leinwand vor der Nase weggeschnappt. Eine potenzielle Rendite von 29,75 Millionen Dollar könnte dem kanadischen Medientycoon die Trennung möglicherweise erleichtern.

Otto-Hans Ressler (im kinsky) würde sich das Palais Kinsky anschaffen, allfällige Mieter auskaufen. Im Erdgeschoß liefe fortan der Auktionsbetrieb, im zweiten Stock würde die Familie residieren. Ja, und das Vergnügen, das Beste an zeitgenössischer österreichischer Kunst zu erwerben, würde ihn jahrelang begleiten.

82 Millionen Euro oder umgerechnet 106,48 Millionen Dollar markieren seit dieser Woche den höchsten jemals bei einer Auktion für ein einzelnes Kunstwerk bewilligten Preis. Exakt acht Minuten und 49 Sekunden dauert die mittlerweile auch auf Youtube verfügbare Bietsequenz um Pablo Picassos Nu au plateau de sculpteur, vom Start bei 58 Millionen über das Engagement mehrerer Saalbieter (bis 88 Mio.) bis zum Zuschlag an einen anonymen Telefonbieter bei netto 95 Millionen Dollar (zuzüglich Käuferprovision 106,48 Mio.).

Im Match um den höchstdotierten Besitzerwechsel in einem Auktionssaal hat nun Christie's erstmals seit 1990 (Van Gogh, Portrait du Dr. Gachet, 82,5 Mio. Dollar) die Nase vorn, auch den im Februar dieses Jahres erzielten Spitzenwert für Giacomettis Bronze (Sotheby's, 104,32 Mio. Dollar) in der Tasche. Weitere 55 Zuschläge der New Yorker Abendauktion der Sparte Impressionist & Modern Art schlugen sich bei Christie's mit 335,54 Millionen Dollar (258,37 Mio. Euro) zu Buche. Am nächsten Abend notierte Sotheby's nach 57 Verkäufen ein Total von 195,69 Millionen Dollar (150,88 Mio. €). Für 106,48 Millionen Dollar hätte man sich dort nicht nur Henri Matisse' Bouquet de Fleurs pour le Quatorze Juillet (28,64 Millionen Dollar / 22,84 Mio. €) sichern können, sondern bei Monets Printemps à Giverny (15,2 Mio. Dollar / 11,72 Mio. €) den asiatischen und bei Modiglianis Jeanne Hébturne au Collier (13,8 Mio. Dollar / 10,64 Mio. €) den japanischen Privatkäufer eventuell zu weit höheren als den bewilligten Geboten provozieren können. (Olga Kronsteiner, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 08./09.05.2010)