Wien - Auf der am Freitag in Wien zu Ende gegangenen Generalversammlung der "European Geosciences Union" (EGU) war das Verschwinden der nordpolaren Eismassen ein großes Thema. Denn während die klimatische Entwicklung in der Antarktis bislang nicht einheitlich verläuft, zeigt die Arktis weiterhin einen klaren Trend zur Abschmelze: In 20 bis 30 Jahren wird das Nordpolarmeer im Sommer völlig eisfrei werden, erklärte Geophysiker Peter Wadhams bei einer Pressekonferenz anlässlich des Treffens.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat Prognosen etwa des Weltklimarates (IPCC) von 2007 in puncto Dramatik weit übertroffen. Auch Wadhams selbst war 2005 noch davon ausgegangen, dass das Sommereis um den Nordpol erst bis zum Ende des Jahrhunderts verschwinden dürfte.

Rückgang auf allen Ebenen

Wissenschafter messen laufend Fläche und Dicke des Eises. Was die Fläche angeht, registrieren die Experten mittlerweile einen Rückgang des Sommereises "von acht bis neun Prozent pro Dekade", so Wadhams. Innerhalb der vergangenen 25 Jahren hat sich die durchschnittliche Dicke um 43 Prozent verringert. Mittlerweile ist so ein Großteil des arktischen Eises nur noch sogenanntes einjähriges Eis, das im Winter entsteht und im Sommer schmilzt. Im Durchschnitt beträgt die Dicke 1,8 Meter.

2007 gab es einen absoluten Minimumrekord der sommerlichen Eismassen im Nordpolarmeer mit nur noch 4,1 Millionen Quadratkilometern. Dieser Negativrekord wurde bisher nicht mehr erreicht, 2009 betrug die Ausdehnung 5,1 Millionen Quadratkilometer. Eine Trendumkehr sehen die Wissenschafter angesichts ihrer Daten allerdings nicht. (APA/red)