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Foto: AP/Levy

Ganz Europa macht sich Sorgen um Griechenland, wo sich faule Müßiggänger den lieben langen Tag die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und das Geld, das sie dem Finanzamt schuldig bleiben, vorwiegend in Ouzo und Swimming Pools investieren. Die halbe Welt rätselt jetzt, wo das schlechte Image der Griechen eigentlich herkommt. Experten richten dabei ihren Blick zunehmend nach Wien.

Der Austropop sei nämlich möglicherweise schuld, ist hinter vorgehaltener Hand immer öfter als Erklärung zu hören. Kein anderes Land wurde von diesem so oft besungen wie Griechenland. Und kaum ein anderes Land kommt dort imagemäßig so schlecht weg.

In dem Song "Der Wein von Mykonos" etwa, geschrieben und performt von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, besauft sich ein Urlauber mit Ouzo und Retsina, bis er sich schließlich alles nochmals durch den Kopf gehen lassen muss, wie man so schön sagt. Der titelgebende Tatort "Mykonos" wird da unter anderem auf "... Rübe goss" und "... Glück zerfloss" gereimt, und auch sonst ufert dort so allerhand sehr dekadent aus.

Georg Danzer wiederum beschrieb schon in den 60er-Jahren (!) in "Griechenland" die dortigen Erlebnisse eines 19-Jährigen im zweiten Bildungsweg (Maturareise). Er trampte per Autostopp in das südliche Land, wo "täglich Sonntag" war, "die ganze Woch'n lang". Gelebt hat er eigenen Angaben zufolge außerdem ausschließlich von "Spiegeleiern mit Pommes Frites" (!!).

Am nachhaltigsten prägte aber vermutlich die steirisch-burgenländische Combo STS das globale Image Griechenlands. "Irgendwann bleib i dann durt" heißt der Song, der - einmal auf YouTube weiter oben sortiert - auf den internationalen Finanzmärkten noch für ordentliches Bauchweh sorgen könnte. Erzählt er doch davon, dass jemand "irgendwo in Griechenland" faul in einer Bucht herumliegt, die Füße im weißen Sand stecken und auf dem Rücken nur die Hand der Liebsten liegen hat. Ein andermal sitzt er unter einem Olivenbaum, sinniert den ganzen Tag und - spielt sich mit einem Stein. "Du riechst das Wasser, und nichts ist laut."

Griechenland hat nun natürlich jedes Interesse, dass diese Lieder aus dem kulturellen Kanon der westlichen Welt verschwinden. Erste Proteste formierten sich bereits, in denen unter anderem demonstriert wurde, dass mit griechischen Steinen auch noch ganz andere Dinge angestellt werden können. Bald dürfte damit auch in Griechenland die "Hektomatikwelt", wie sie STS nennen, Einzug halten, "Finanz und Banken" jedem einzelnen Müßiggänger "draufsteigen", und der Herzinfarkt jeden Faulpelz mit 40 in die Windeln pracken. Aber noch ist es nicht so weit. (Martin Putschögl, derStandard.at, 7.5.2010)