Izmir/Wien - Die vergangenen zweieinhalb Jahre waren für Sabine Ladstätter wohl nicht immer ganz einfach: Eigentlich sollte die renommierte Archäologin schon seit Anfang 2008 Grabungsleiterin in Ephesos sein. Eine Berufungskommission hatte sie als die ideale Kandidatin vorgeschlagen. Doch ein von österreichischen "Kollegen" initiiertes Intrigenspiel verhinderte die Bestellung.

Das Gerücht, Ladstätter könnte sich mit Menschen umgeben, die eine antitürkische Einstellung haben, wurde den türkischen Behörden zugetragen, die der Besetzung zustimmen müssen. Die Unterschrift wurde prompt verweigert. "Ein absurder Vorwurf, weil er gar nicht zu meiner Einstellung passt", sagt Ladstätter auf Standard-Nachfrage.

Die Expertin für antike Wirtschaft und Keramik wurde danach immerhin als Stellvertreterin in Ephesos akzeptiert. Es war klar, dass man wieder versuchen würde, die Unterschrift der türkischen Behörden zu bekommen.

Viele Forscherinnen können das Bild von der "gläsernen Decke" gar nicht mehr hören. Die 1968 geborene Kärntnerin Ladstätter hat sie im Oktober 2009 erstmals durchstoßen: Damals übernahm sie als erste Frau in der 109-jährigen Geschichte des Österreichischen Archäologischen Instituts dessen Leitung.

In Ephesos nahe der türkischen Stadt Izmir will Ladstätter, die von "einem emotionalen Moment" spricht, in die Zukunft schauen und dabei nur mehr die wissenschaftlich interessante Vergangenheit betrachten. (pi, DER STANDARD/Printausgabe 8.5./9.5.2010)