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Bayern bereitet wegen der Causa Hypo bereits Klagen vor.

Foto: AP/Schrader

Werner Schmidt, ehemaliger BayernLB-Chef, lenkt die Blicke der Öffentlichkeit mit seinen Aussagen erneut auf den zeitlichen Ablauf des Hypo-Kärnten-Kaufs. Schon Ende 2006 wurde darüber geredet - und gefeiert.

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Wien - Aussagen von Ex-BayernLB-Chef Werner Schmidt vor der Münchner Staatsanwaltschaft rund um den Kauf der Hypo Alpe Adria sorgen für Aufregung. Schmidt hat laut deutschen Medien von Schmiergeldzahlungen an Kärnten berichtet, zudem habe er ausgesagt, dass die Kaufgespräche bereits Mitte Dezember 2006 begonnen haben - was die Rolle von Ex-Hypo-Chef und Investor Tilo Berlin tangieren könnte.

Laut Schmidt sei er schon am 14. Dezember (da erfuhr die BayernLB, dass nicht sie, sondern Cerberus die Bawag bekäme) von Hypo-Chef Wolfgang Kulterer und Unternehmensberater Berlin auf die "Alternative" Hypo Alpe Adria angesprochen worden. Kulterer hat das im Profil schon vor langem bestätigt; konkrete Gespräche über einen Einstieg habe es aber erst ab März 2007 (letter of intent) gegeben, sagten Schmidt und Kulterer vor dem ersten Kärntner U-Ausschuss aus.

Illustre Investorenliste

Relevant ist das, weil ja die Investorengruppe Tilo Berlin im Dezember 2006 einstieg (kaufte neun Prozent um 250 Mio. Euro), 2007 ein Aktienpaket der Grawe übernahm und das Ganze dann mit Zugewinn (rund 170 Mio. Euro) an die Bayern weiterverkauft hat. Auf der Investorenliste fanden sich Namen wie Veit Sorger, Michael Gröller und angeheiratete Verwandte von Karl-Heinz Grasser.

Vorwerfbar wäre das, wenn die Bayern wissentlich zu viel für die Hypo bezahlt hätten und die Gruppe Berlin davon gewusst und dazu beigetragen hätte. Es gilt die Unschuldsvermutung, und Berlin bestreitet diese Vorwürfe vehement.

Andere Involvierte berichten jedenfalls von Koinzidenzen. Berlin und Kulterer hätten bei einem Treffen am 17. Dezember 2006 im Wiener Style Hotel bereits über den Bayern-Deal gesprochen, man sei schon damals davon ausgegangen, dass der klappen werde. Auf die pure Hoffnung, die Bank bald gewinnbringend an andere Investoren weiterverkaufen zu können oder an die Börse zu bringen, habe man sich nicht verlassen wollen.

Am Abend des 17. Dezember war die Stimmung in der Bar des Wiener Boutique-Hotels (Financier: Hypo; Berlin und Kulterer übernachteten in jener Nacht dort) jedenfalls gut: Es galt nicht nur, Kulterers 54. Geburtstag zu feiern, sondern zumindest auch die erste Kapitalerhöhungstranche, die der Bank Luft verschaffte.

Was im Dezember noch paktiert wurde: das Recht der Gruppe Berlin, 15 Hypo-Prozent von der Grawe und ein Prozent von der Mitarbeiterstiftung zu erwerben. "Das war ein Kaufvertrag mit Kauf- und Übergabestichtag 30. Juni", erklärte Grawe-Chef Othmar Ederer dem ersten Kärntner U-Ausschuss. Der Grund dafür: "Es hatte sich herauskristallisiert, dass der von uns erwartete Bewertungsansatz der Bank mit 2,5 Mrd. Euro (vor Kapitalerhöhung) nur realisierbar ist, wenn die Investoren eine Sperrminorität erhalten."

Was die Grawe, die an Berlin verkauft hatte, nicht freuen konnte: Die Bayern zahlten im Juni dann viel mehr. Bewertungsbasis: 3,2 Mrd. Euro. (gra, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.5.2010)