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Theodor Kery verstarb am Sonntag 91-jährig.

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Der frühere burgendländische Landeshauptmann Theodor Kery ist Sonntagfrüh im 91. Lebensjahr verstorben. 21 Jahre war Kery Landeshauptmann des Burgenlandes - von 1966 bis 1987-, so lange wie kein anderer.

Theodor Kery wurde am 24. Juli 1918 im mittelburgenländischen Mannersdorf geboren, wo sein Vater Alexander - die Familie gehörte dem ungarischen Kleinadel an - Kreisnotär (leitender Gemeindesekretär) war. Im Elterhaus wurde Ungarisch gesprochen. Er wurde an der Lehrerbildungsanstalt in Mattersburg zum Lehrer ausgebildet und 1939 zur Wehrmacht einberufen. NSDAP-Mitglied wurde Kery erst Anfang 1945; die Familie galt als politisch nicht zuverlässig. Nach Kriegsende wurde er wegen SA- und NSDAP-Mitgliedschaft als "Minderbelasteter" eingestuft, entregistriert und erst 1947/48 wieder in den Schuldienst eingestellt.

Vier Mal absolute Mehrheit

In Kobersdorf, wo er als Volksschullehrer gearbeitet hat und bis zu letzt wohnte, stieg Kery in die Politik ein. Er wurde Lokalobmann der SPÖ, 1953 auch Bezirksobmann (das blieb er übrigens bis 1987!). Mit 33 Jahren zog Kery für die SPÖ erstmals in den burgendländischen Landtag ein, 1960 wurde er dessen Präsident, zwei Jahre später Landesrat. 1966 löste er schließlich Hans Bögl als Landeshauptmann ab, der zwei Jahre zuvor die SPÖ zur stärksten Partei gemacht hatte. Kery festigte in den kommenden Jahren die Spitzenposition der SPÖ und holte viermal in Folge die absolute Mehrheit.

Kery gilt als Galionsfigur der SPÖ und prägte die Entwicklung des Burgendlandes. Das als rückständig geltende Burgenland wurde modernisiert, vor allem in Straßenbau, Arbeitsplätze und Bildung wurde investiert.

Drei Fragen

Vor allem in den letzten Jahren seiner politischen Tätigkeit war Kery auch innerhalb der Partei umstritten. Vorgeworfen wurden ihm ein "autoritärer" Regierungs- sowie ein abgehobener Lebensstil. Daher rührt auch die als "drei Fragen" in die Geschichte eingegange Rede Josef Caps, heute Klubobmann der SPÖ: Cap, seinerzeit Vorsitzender der Sozialistischen Jugend Österreich wandte sich am Bundesparteitag im Oktober 1982 mit folgenden Worten an Kery:

"Stimmt es, dass du mehr verdienst als der Bundeskanzler? Stimmt es, dass du als Aufsichtsratsvorsitzender verbilligten Strom der BEWAG (Burgenländische Elektrizitätswerke AG, Anm.) beziehst? Ist es wahr, dass du in deiner Freizeit mit Maschinenpistolen schießt?" Der Redner wurde direkt im Anschluss aus dem Bundesparteivorstand der SPÖ abgewählt.

Rücktritt 1987

Der überraschende Abgang von Kultur-Landesrat Gerald Mader, der ebenfalls Kerys Führungsstil kritisierte, das Zerwürfnis mit der von Kery lange protegierten SPÖ-Klubobfrau Ottilie Matysek und deren spektakulärer Hinauswurf führten zu einer immer kritischeren Berichterstattung. All das führte schließlich zum Verlust der absoluten Mehrheit bei der Landtagswahl 1987. Kery trat danach nach 21 Jahren als Landeshauptmann sofort zurück. "Ich gehe eher segnend denn grollen, würde ich sagen", so Kery damals. Seit seinem Rückzug aus der Politik lebte Kery zurückgezogen, mied öffentliche Auftritte und gab keine Interviews.

Lediglich eine Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage im Zusammenhang mit der Waldheim-Affäre brachte den Polit-Pensionisten in den 90er Jahren noch einmal in die Schlagzeilen. "Die Burgenländer sollen wissen, dass sie nicht viermal einen Lügner gewählt haben", beteuerte Kery vor Gericht erfolglos. Zuletzt lebte Kery als bis ins hohe Alter rüstiger Pensionist in Kobersdorf. Er hinterlässt seine Frau sowie einen Sohn und zwei Töchter. (red, derStandard.at, 9.5.2010)