Klagenfurt - Die Realisierung war von heftigen politischen Turbulenzen begleitet. Am Samstag wurde Kärntens "Jahrhundertprojekt", das neue Klagenfurter Landeskrankenhaus, nach nur dreijähriger Bauzeit eröffnet. Ab sofort heißt es "Klinikum-Klagenfurt am Wörthersee".
327,5 Millionen Euro wurden in das größte Bauprojekt in der Geschichte Kärntens investiert. Damit sollte nicht nur ein hochmodernes neues Gesundheitszentrum entstehen, sondern auch das finanziell in schwere Schieflage geratene Kärntner Gesundheitswesen neu aufgestellt werden. Denn immerhin macht der Abgang der Kärntner Landesspitäler schon 1,2 Milliarden Euro aus. Das entspricht 75 Prozent der außerbudgetären Landesverschuldung.
Die Investitionskosten sollen zur Gänze aus Einsparungen durch eine völlig neue Betriebsorganisation refinanziert werden. So wollte es die Kärntner Politik in seltener Eintracht - gezwungen durch das Diktat der leeren Landeskassen.
Das alte Klagenfurter Spital war in den 100 Jahren seines Bestehens immer weiter gewachsen. So entstanden nach und nach 35 Gebäude, die durch ein zehn Kilometer langes Wegenetz miteinander verbunden waren. Die Betriebskosten liefen aus dem Ruder. Jetzt wurde das Pavillonsystem durch einen weitläufigen hochmodernen Komplex ersetzt, in dem auch die medizinischen Abläufe völlig neu konzipiert wurden.
Begrünte Innenhöfe
Die puristisch-funktionelle Architektur wird immer wieder durch Glasfronten unterbrochen, die den Blick auf bepflanzte Innenhöfe freigeben.
Der gesamte Innenraum des neuen Klinikum-Klagenfurt wurde nach Feng-Shui-Prinzipien gestaltet und folgt einer ausgeklügelten Farb- und Lichtregie. So wirken selbst Intensivstationen und Behandlungsräume trotz der omnipräsenten hochtechnisierten Apparatemedizin nicht bedrohlich.
Erstmals in Österreich wird hier aber auch ein neues medizinisches Konzept fächerübergreifender Kompetenzzentren umgesetzt, das die einzelnen Fachabteilungen zu Schwerpunkten zusammenfasst.
Herzstück des neuen Schwerpunkt-Spitals ist das chirurgisch-medizinische Zentrum. Dort befindet sich auch die Notfall-Ambulanz, auf der sich ein Team von interdisziplinären Fachärzten um die Patienten kümmert. "So ist innerhalb kürzester Zeit eine umfassende Versorgung möglich", erläutert der medizinische Direktor Peter Lind. Notfall-Patienten werden in Hinkunft sofort von Termin-Patienten getrennt, die direkt in die Fachambulanzen weitergeleitet werden.
Als österreichisches Novum gibt es im Klinikum ausschließlich Zweibettzimmer. Mit der Inbetriebnahme ist auch eine schrittweise Bettenreduktion von 1700 auf 1340 Betten inklusive der bestehen bleibenden Altbauten verbunden. Im Neubau wird es 627 Betten geben.
"Die Neuorganisation wird sich wirtschaftlich enorm positiv auswirken", ist der kaufmännische Direktor Herwig Wetzlinger überzeugt. "Wir werden jährlich 22 Millionen Euro einsparen." (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 10. Mai 2010)