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Simon Harlan als 'Parzival' und Alice Peterhans als 'Conduiramur'

Foto: APA/Techt

Wien - Mit jugendlichem Leichtsinn, einer gewürzten Portion Humor und kreativen Ideen präsentiert die "Junge Burg" nun Parzival / Short Cut, ihre zweite unter der Leitung von Peter Raffalt erarbeitete Produktion. Episodenweise tritt uns der mittelalterliche Held (ritterlich dargestellt von Simon Harlan) in der rasant inszenierten Uraufführung entgegen.

Auf der simplen Bühne der Spielstätte im Vestibül (ein Bretterbau als Burg) erfährt man - auszugsweise in mittelhochdeutscher Sprache - aus Parzivals abenteuerlichem Leben und weshalb er sein pinkes Narrenleibchen gegen die rote Rüstung eintauscht. Wie er als naiver, rotwangiger Waldmensch loszieht, um sich den Traum als Ritter zu erfüllen und auf den Artushof gelangt, der sich als greller Techno-Schuppen für Schickimickis zeigt.

Nichts verstanden

Doch leider führen die ritterlichen Lehren des weisen Gurnemanz (Alice Peterhans, sie spielt auch Parzivals unselige Frau Conduiramur) Parzival ins Unglück. Er stellt auf der Gralsburg die entscheidende Frage nicht und kann den kranken Anfortas (ausdrucksstark Jakob Ehrlich, der auch als cooler Artus in Erscheinung tritt) nicht befreien. Die Wahrung der rechten höfischen Haltung endet im qualvollen Schmerz. Der blonde Jüngling hat nichts verstanden und alles falsch gemacht.

Die neuerliche, nun bewusste Suche nach dem Gral, den niemand genau beschreiben kann, geht über in eine Suche nach Erkenntnis und wirft die Frage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft auf. Die ideale Welt des Artushofes mit seiner prächtigen Tafelrunde steht im Gegensatz zum einzelnen Ritter, der in einer Reihe von Abenteuern sein Vergehen rückgängig zu machen sucht.

Die jungen Schauspieler nehmen die schwere Thematik freilich nicht auf die leichte Schulter. In der Parodie und mit teilweise grotesker Darstellung der ritterlichen Tugenden und Werte wie Treue, Würde und Mäßigung der Leidenschaften nähern sie sich einer einigermaßen fremden Welt und Lebensweise an. Projizierte Zeichnungen von der ersten gemeinsamen Nacht von Parzival und Conduiramur unterstreichen ebenso wie wilde Kampfeinlagen und musikalische Zwischenspiele auf der E-Gitarre und im Chor eine unterhaltsame Mittelalter-Session mit Brücken zum Heute.

Der schlussendlich abgerackerte, unter einer Schweinemaske schwitzende Parzival - ganz frei nach Wolfram von Eschenbach - muss erkennen: Den Gral kannst du nicht finden, er findet dich. (Sebastian Gilli / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.5.2010)