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Foto: AP/Messinis

Sieh da, spricht der geschröpft sich wähnende Europäer und zeigt gestreckten Fingers gen Olymp, sieh da, die Hellenen wollen den Untergang. Kein Geschenk zu fürchten mehr, bloße Lebensart führt uns übern Styx. Badeteiche bauen sie um der Germanen Geld, um dem Müßiggang zu frönen. Die Wiege Europas will auch ihr Totenbett sein, tönen lose Zungen in schändlich' Idiom von Stammtisch bis höchstem Versammlungsorte. Auch kolportieren fleißig allerlei Media nicht nur, dass der Hellenen Staat ein Saustall, sondern auch, dass der Grieche selbst ein ganz und gar verlor'ner Tagdieb sei.

Gescholten beugt jener nicht sein Haupt, schlimmer noch, reibt er sich am eig'nen Unglück auf. Rar sind die Stimmen, die noch auf Verdienste der Hellenen weisen, rar auch televisionäre Lichter, die Leistung der Archipeler kennen.

Aber, sieh da, Seitenblicke, die bedrängt von lauer Chili-Schote zum Partisan gesellschaftlicher Unkund' wurden, schickten sich an, am Tage des Saturns der Hellenen großer Taten im Land am Strome zu gedenken. Eine Freude ward' es nicht nur für die bedrängte Seele der Hellenen, eine Erleuchtung auch für von Wissensdurst geplagte Rundfunkbürger.

Sieh da, nicht nur erstes Prater-Ringelspiel, Südbahn und Befahrung erwähnten Stromes ward von Hellas' großen Söhnen angestoßen, nicht nur Wiener Musikverein und Erbe Karajans gründen auf Kindern der Ägäis. Auch tönt die Kunde aus Annalen, dass Rigas Velestinlis, ein Thessalier, der sich Pheraios nannte und zum Wegbereiter neogriechischen Staates ward, sein großes Werk in Wien vollbrachte. Sieh an, ein Kinde Wiens auch Griechenland: welch lehrend' Wort an schmähende Gemüter. (Alois Pumhösel/DER STANDARD; Printausgabe, 10.5.2010)