Power Tower in Linz: Intelligente Dreischicht-Fassade mit Fotovoltaik und integriertem Sonnenschutz. Gebäude wie diese wurden beim ATGA-Kongress besonders unter die Lupe genommen.

Foto: Energie AG

Beim ATGA Facility Kongress 2010 wurde nicht nur über Betriebskosten debattiert. Die Vorträge und Diskussionen befassten sich vor allem mit den Möglichkeiten, ökologische Assets zu vermarkten. 

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Der ATGA Facility Kongress 2010, der am Mittwoch und Donnerstag im Wiener Florido-Tower über die Bühne ging, stand ganz im Zeichen des grünen Bauens. Die Experten waren sich einig: Facility Management rückt zunehmend in die Konzept- und Entwicklungsphase. Um den nachhaltigen Betrieb einer Immobilie möglichst früh sicherzustellen, werden bei großen Bauvorhaben sogar schon Life-Cycle-Engineers, sogenannte Lebenszyklus-Ingenieure miteinbezogen.

"Das große Problem ist, dass ein wesentlicher Punkt in der Betrachtung von Lebenszykluskosten ständig tabuisiert wird", sagte Georg Wiesinger vom Baukosteninformationszentrum (BKI). "Und zwar ist das der Bereich Abbruch und Entsorgung. So gesehen kann man kaum von einem Lebenszyklus sprechen." Auch im Energieausweis seien solche Daten nicht enthalten.

Hilfreiche Zertifikate

Abhilfe bieten die internationalen Gebäudezertifikate, auf die immer mehr Investoren zugunsten einer besseren Vermietbarkeit zurückgreifen. "Vor allem bei ausländischen Käufern und Mietern stellen sich solche Zertifikate immer wieder als hilfreich heraus", stellt Kurt Mraz, Immobilienmanager der Flughafen Wien AG, fest. "Je nachdem, woher ein Mieter stammt, punktet man mit der einen oder anderen Auszeichnung."

Während in den USA der LEED-Award und in Großbritannien der breeam marktführend sind, setzen sich in Mitteleuropa der DGNB (Deutschland) sowie der ÖGNB und ÖGNI (Österreich) durch. Die Büroimmobilien auf dem Flughafen Wien (rund 300.000 m² Nutzfläche) werden ausschließlich nach österreichischen und deutschen Kriterien bewertet. "ÖGNI gibt es bereits um ein paar tausend Euro pro Gebäude, für die LEED-Bewertung hätten wir rund 100.000 Euro hinblättern müssen", sagt Mraz. "Das ist den Aufwand nicht wert."

Power Tower setzt Maßstäbe

Eine Immobilie, die derzeit gemäß ÖGNI ausgewertet wird, ist der Power Tower in Linz. Der Headquarter-Turm der Energie AG Oberösterreich (Planung Weber+Hofer und Kaufmann & Partner ZT GmbH) hat beste Chancen auf Silber oder Gold. Das 22.000-Quadratmeter-Haus kommt ohne fossile Energieträger aus und wird ausschließlich über Geo- und Solarthermie beheizt und gekühlt.

"Ein wichtiger Punkt bei so einem Objekt ist die Fassade", sagt Architekt Mathias Haas, "wir haben dazu eigens ein Dreischicht-Verbundsystem mit integrierter Photovoltaik entwickelt und patentieren lassen." Die Beschattung erfolgt über Mikroprismenlamellen, die 90 Prozent der Sonneneinstrahlung abblocken, gleichzeitig jedoch diffuses Licht hindurchlassen. Auf künstliche Beleuchtung in den Innenräumen kann auf diese Weise fast gänzlich werden. Mitte Mai wird die ÖGNI-Auszeichnung übergeben. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8./9.5.2010)