Wien - Der Konflikt zwischen der Sozialversicherung der Gewerbetreibenden (SVA) und der Ärztekammer erhält neue Nahrung. Für einen am Montag veröffentlichten Bericht hat der Rechnungshof verglichen, welche Labortarife die Ärzte den verschiedenen Kassen verrechnen. Ergebnis: Die Versicherungen der Selbstständigen und der Beamten bezahlen deutlich höhere Tarife als die als Messlatte verwendete steirische Gebietskrankenkasse (StGKK). Würden deren niedrigere Tarife verwendet, könnten Unternehmer und Beamte jeweils mehr als elf Mio. Euro einsparen.

Die von der Wirtschaftskammer kontrollierte SVA fordert von den Ärzten niedrigere Tarife. Sollte bis 1. Juni keine Einigung gelingen, droht ein vertragloser Zustand. Schützenhilfe erhält die SVA nun vom Rechnungshof, der die Ausgaben der Kassen für Laborleistungen (etwa Schilddrüsendiagnosen oder Blutbilder) verglichen hat. Ergebnis: Für die 50 häufigsten Untersuchungen gibt die steirische GKK durchschnittlich nur 17,5 Euro pro Versichertem aus (inkl. mitversicherte Angehörige), die Beamtenversicherung (BVA) 29,9 Euro und die SVA 36,4 Euro.

Mengenrabatt

Hintergrund der Preisunterschiede: Die steirische Gebietskrankenkasse bekommt auf ihre ohnehin schon niedrigeren Grundtarife noch einen Mengenrabatt, der jenen der SVA weit übersteigt. Die BVA verrechnet überhaupt keinen Mengenrabatt. In einigen Fällen werden den Kassen von den Ärzten zudem höhere Tarife verrechnet als Privatpatienten, die ihre Rechnung selbst begleichen. Im Endeffekt liegen die von der SVA zu bezahlenden Laborpreise damit um fast das Doppelte über jenen der steirischen Gebietskrankenkasse, bei der BVA beträgt der Unterschied rund 70 Prozent.

"Dauerhaft nicht argumentierbar"

Derart große Preisunterschiede für gleiche technische Leistungen seien "dauerhaft nicht argumentierbar", kritisieren die Prüfer. Sie verweisen darauf, dass die SVA 11,7 Mio. Euro einsparen könnte, wenn sie die niedrigeren Tarife der steirischen Gebietskrankenkasse anwenden würde. Bei der Beamtenversicherung wären es 11,3 Mio. Euro. Lob gibt es dagegen für das von Salzburg ausgehende Projekt der "Präoperativen Befundung", mit der 70 Prozent der Laborleistungen vor Operationen eingespart werden könnten, wie es heißt.

Weniger Laboruntersuchungen bei Unternehmern

Übrigens zeigt der Bericht auch, dass die Unternehmer in Österreich deutlich seltener Laborleistungen in Anspruch nehmen, als andere Versicherte. Bei der SVA liegt die Zahl der Laborleistungen pro Anspruchsberechtigtem nämlich nur bei 5,9, bei der Gebietskrankenkasse sind es 7,4. Alleine an den von der SVA kassierten Selbstbehalten kann diese Zurückhaltung allerdings nicht liegen, denn auch die Beamten müssen bei jedem Arztbesuch einen Eigenbeitrag leisten - und bei ihnen ist die Zahl der Laborleistungen je Versichertem mit 8,4 am höchsten. (APA)