Christa Chorherr: Wer wirft den ersten Stein? Unterdrückung von Frauen durch Religion,
Leykam Buchverlag,
288 Seiten,
ISBN 978-3-7011-7695-3,
Euro 24,90

Foto: Leykam Verlag

Wien - Die Autorin Christa Chorherr - erst kürzlich publizierte Leykam ihr aktuelles Buch "Wer wirft den ersten Stein? Unterdrückung von Frauen durch Religion" - sieht in Österreich keinen Handlungsbedarf, um über ein etwaiges "Burka-Verbot" zu diskutieren. Die Zahl der Frauen, die hier eine Ganzkörper-Verhüllung tragen, sei zu gering. Zudem würde bei einem Verbot internationaler und wirtschaftlicher Schaden drohen, erklärte Chorherr.

Grenzkontrolle "kein Problem"

"Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man keiner Frau vorschreiben darf, wie sie sich kleidet, weder ihr Mann, ihr Vater oder ihr Bruder noch der Staat. Bei der Gesichtsverhüllung muss es aber Reflexionen geben", so die Autorin. So werde es gewisse Berufe etwa in der Verwaltung oder als Lehrerin geben, in denen kein Gesichtsschleier getragen werden dürfe. Eine Grenzkontrolle hingegen stelle kein Problem dar, meinte Chorherr. In diesem Fall sollte die Identität in einem "Kammerl" von einer Frau überprüft werden.

Aktuelle Debatte "wahltechnisch" begründet

"Ein 'Burka-Verbot' halte ich in Österreich nicht für schlau, denn es betrifft eine minimale Anzahl von Frauen. Außerdem würde es uns international schaden", so Chorherr. Sie befürchtet etwa wirtschaftliche Schäden durch geringere Exporte oder auch Einbußen im Tourismus. "Urlauber aus Saudi-Arabien wollen wir damit wohl kaum treffen", stellte sie fest. Die Gefahr sei viel eher, dass das Gesetz als Provokation empfunden werde und somit kontraproduktiv wäre. Die aktuelle Burka-Debatte in der österreichischen Innenpolitik führt sie jedenfalls auf "wahltechnische Überlegungen" zurück: "Damit kann man gewissen Parteien Klientel abspenstig machen."

Christentum, Judentum und Islam im Vergleich

In ihrem aktuellen Buch "Wer wirft den ersten Stein" beleuchtet Chorherr vier Jahrtausende Religionsgeschichte und somit auch Frauengeschichte. Ausgehend von historischen Quellen werden die Auswirkungen der alten und neuen Machtstrukturen auf Frauen in den drei Religionen Christentum, Judentum und Islam verglichen. Unter anderem geht es dabei auch um den "Dresscode", die Lebensbereiche Ehe und Sexualität, Kindererziehung, aber auch Abtreibung und Prostitution. (APA)