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Alle rund 4.400 Türen der insgesamt über 100 Wiener U-Bahn-Züge sollen in den nächsten vier Wochen auf ihre korrekte Schließweise hin überprüft werden.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Wien - Der U-Bahnunfall, bei dem am Freitag ein Fünfjähriger von einem Zug eingeklemmt und mitgeschleift worden ist, ist offenbar auf menschliches Versagen zurückzuführen. Laut den Ergebnissen einer Untersuchung der Wiener Linien dürfte der U-Bahn-Fahrer das Kind und die Mutter übersehen haben. Der Mann wird nach Abschluss der polizeilichen Ermittlungen bei der Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung zur Anzeige gebracht, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger am Montagnachmittag.

Der U-Bahn-Fahrer kann sich laut Answer Lang, dem Sprecher der Wiener Linien, "nicht daran erinnern, jemanden gesehen zu haben". Wie die interne Untersuchung erbrachte, hätte er die Mutter und das Kind unmittelbar vor dem Losfahren sehen müssen - auch wenn diese erst während der Abfertigung im Türbereich waren. Diesen letzten Blick dürfte der Fahrer allerdings nicht getätigt haben.

Der Mann wurde bereits am Wochenende vom Dienst frei gestellt. Der gesundheitliche Zustand des Buben war am Montag weiter stabil. "Es sind keinerlei Komplikationen aufgetreten", sagte Christian Sebesta, Ärztlicher Direktor im SMZ Ost.

Die polizeilichen Ermittlungen dürften in Kürze abgeschlossen sein. Die U-Bahn-Garnitur wurde von Spurensicherungsexperten fotografiert und zu Beweissicherungszwecken untersucht, ein Sachverständigengutachten eines Ziviltechnikers mit einer Gutachtenerstattung in die Wege geleitet. Die Mutter des Buben konnte allerdings noch nicht vernommen werden.

Wiener Linien kündigen Maßnahmen an

Die Wiener Linien haben unterdessen mit einem Maßnahmenbündel auf den Unfall reagiert: Das System der Sicherheitseinrichtungen in der U-Bahn wird überprüft, alle rund 4.400 Türen der insgesamt über 100 U-Bahn-Züge werden in den nächsten vier Wochen auf ihre korrekte Schließweise hin überprüft, in der Ausbildung und den Wiederholungsschulungen der Fahrer soll die korrekte Abfertigung des Zuges intensiver behandelt werden.

Die Betriebsaufsicht der Wiener Linien will einen Schwerpunkt in der Überprüfung der Zugabfertigung setzen, die Fahrgastinformation bezüglich der Sicherheit beim Ein- und Aussteigen in die U-Bahn-Züge verstärken und die bereits seit über zehn Jahren durchgeführten Führungen und Sicherheitsschulungen mit Kinder- und Jugendgruppen intensivieren.

Der Unfall hat sich am Freitag gegen 15.00 Uhr ereignet. Der Fünfjährige versuchte mit seiner 43-jährigen Mutter noch den abfahrenden Zug zu erwischen und wurde mit dem linken Fuß zwischen den Türen eingezwickt. Das Kind wurde von der U-Bahn bis zum Ende des Bahnsteiges mitgeschleift, wo es gegen eine Absperrung prallte und schließlich auf den Bahnsteig fiel. (APA)