Wien - Mit einem neuen, weltweit nur vereinzelt eingesetzten Verfahren konnte das Wiener Aneurysma Team der MedUni Wien jetzt die ersten erfolgreichen Operationen absolvieren. Diese schonende Art des endovaskulären Eingriffs, bei dem nur kleine Einschnitte anstatt des Öffnens der Bauchdecke oder des Brustkorbs nötig sind, senkt besonders bei älteren Patienten die Sterblichkeitsrate drastisch.

Probleme bei Aneurysmen

Das Aneurysma der Aorta (Hauptschlagader) ist eine sackartige Erweiterung, die insbesondere nach dem 65. Lebensjahr auftritt und ab einer Größe von fünf bis sechs Zentimetern zu platzen droht. Dies hat eine lebensgefährliche innere Blutung zur Folge. "Klassische" Aneurysmen der Hauptschlagader im Bauchraum können entweder mit einer offenen Operation oder mit einem minimal-invasiven Verfahren, dem Setzen eines sogenannten Stentgrafts, behandelt werden. Diese "endovaskuläre" Therapieform wurde im AKH Wien als einem der ersten Zentren weltweit angeboten und wird seit 1995 in großem Maßstab durchgeführt.

Im Gegensatz dazu stellen "komplizierte" Aneurysmen ein besonderes Problem dar, denn hier umfasst das Aneurysma auch die Abgänge der Leber-, der Darm- und der beiden Nierenarterien ("thorakoabdominelles Aneurysma"). Bisher war es in Österreich gar nicht und weltweit nur in Einzelfällen möglich, ein derartiges Aneurysma endovaskulär mit Stentgrafts zu versorgen. Jetzt wird dieses Verfahren auch an der Universitätsklinik der MedUni Wien durch das interdisziplinäre Wiener Aneurysma Team, bestehend aus Radiologen sowie Herz- und Gefäßchirurgen, erfolgreich eingesetzt.

Die neue Behandlungsform

Zur "endovaskulären" Behandlung muss dabei eine Prothese über die Leistenarterie und über die Armarterie unter Röntgendurchleuchtung zuerst in die Hauptschlagader (Aorta) eingepflanzt werden, im Anschluss erfolgt die Verbindung zu den großen Organarterien (Leber, Milz, Darm, Nieren). Dies erfolgt mit kleineren Kunststoffprothesen, die mit den Öffnungen in der Hauptprothese verbunden werden.

Dieser Eingriff erfolgt zwar in Narkose, aber ohne Öffnung der Brust- oder Bauchhöhle. Alle Manipulationen werden ausschließlich durch kleine oberflächliche Einschnitte in den Leisten und nahe der linken und rechten Achsel aus unter Röntgendurchleuchtung durchgeführt. Daher ist die Belastung des Patienten sehr gering. Ein Aufenthalt auf einer Intensivstation ist oft nicht notwendig und die Patienten können bei gutem Verlauf bereits nach rund vier Tagen nach Hause gehen. Da jedoch der jeweilige Stentgraft für alle Patienten individuell nach Maß gefertigt werden muss, dauert die Planungsphase einige Wochen, in der eine strenge Kontrolle des Blutdruckes und Schonung notwendig sind, um das Risiko des Platzens (Ruptur) des Aneurysmas in dieser Planungsphase zu minimieren.

15 Jahre Wiener Aneurysma Team

Die Operationen werden heute in einem eigens dafür geschaffenen Eingriffsraum ("Endovascular Suite") mit modernster Röntgenanlage und Anästhesie Ausstattung vorgenommen und im Anschluss an den Eingriff können die Patienten sofort wieder auf die Normalstation transferiert werden. Die Mortalität eines geplanten Aneurysma Eingriffes mit der herkömmlichen offenen Operation betrug durchschnittlich zwischen 4,6 und 5,3 Prozent. Die Mortalität eines EVAR Eingriffes hingegen beträgt zwischen 1,2 und - 2,1 Prozent. In zwei großen randomisierten Studien konnte ebenfalls nachgewiesen werden, dass die EVAR ein signifikant niedrigeres Operationsrisiko hat als die offene Operation. (red)