Audimax, 10.5.2010, 18.00 Uhr - Die Belegung hält nur kurz - man zieht weiter.

Foto: derStandard.at/Pumberger

Am Nachmittag schwirrten die ersten Nachrichten durchs Netz: "Das Rektorat der Uni Wien ist besetzt", hieß es. Während ein Sprecher der AG Presse gegenüber derStandard.at von einer Besetzung durch rund 50 Personen sprach, bezeichnete die Pressesprecherin der Uni Wien Cornelia Blum in einer ersten Reaktion die Aktion als "Behinderung". Nicht die Büroräumlichkeiten an sich seien betroffen - so Blum -, lediglich den Gang davor belagerten die Studierenden. Dennoch: "Das Büro ist nicht voll nutzbar, das kann kein Dauerzustand sein", so Blum am Nachmittag gegenüber derStandard.at. Die Uni-Leitung versuchte die Studierenden dazu zu bewegen, die Räumlichkeiten zu verlassen. Man sei gerne zu einem Gespräch bereit, wenn auch an einem anderen Ort - so Blum am Nachmittag und stellte eine polizeiliche Räumung in den Raum.

Räumung der Campus-Aula grund für Proteste

Um dieser Räumung zuvor zu kommen, zogen die Studierenden - die Polizei hatte sich schon rund um sie aufgebaut - schließlich ab, und durch die Uni, um im Audimax ihr kurzfristiges Ziel zu finden. Die Studierenden, das ist jene Gruppe von Protestierenden, die sich im Herbst zur Unseruni/Unibrennt-Bewegung sammelte. Schon letzte Woche haben sich einige wenige versammelt um gegen die Zugangsbeschränkungen und die Studieneingangsphase Neu zu protestieren. Grund für die heutige erneute studentische Erregung war jedoch die Räumung des letzten Rückzugsort der Audimax-Besetzung des Wintersemesters, der Aula am Uni-Campus.

Am Wochende hatte die Uni Wien die Aula räumen lassen und die Schlösser ausgewechselt. Die Studierenden fühlen sich durch die Räumung vor vollendete Tatsachen gestellt. Primär sei die Aktion ein Zeichen gegen diese Räumung, so der Sprecher der AG Presse. Die Räumlichkeiten wurden sehrwohl von den Studierenden genutzt. Für Blum stellt sich die Lage anders dar. "Im Campus waren keine Leute mehr und es hat sich niemand verantwortlich gefühlt. Wir hatten keine andere Wahl."

So gegen 18.00 Uhr trafen die Studierenden schließlich im Audimax ein, verweilten jedoch nur kurz um während einer Publizistik-Vorlesung eine Verlautbarung zu verkünden. Die Senatsvorsitzende der Akademie der Bildenden Künste, Martina Pfingstl, rief dazu auf, das Audimax zu verlassen und Wissenschaftsministerin Beatrix Karl direkt zu konfrontieren. Ein Teil der Studierenden machte sich daraufhin Richtung dritten Bezirk auf, wo die Wissenschaftsministerin im Zigarrenklub zum Thema Bachelor eine Rede hielt. Um einer polizeilichen Räumung vorweg zu kommen, wurde der Hörsaal für den Vorlesungsbetrieb frei gegeben, um danach erneut in den Hörsaal einzudringen. 

"Das Feuer ist wieder da"

Um ca. 19.30 Uhr wurde ein kurzes Plenum abgehalten, die Polizei drohte jedoch erneut mit der Räumung, die Studierenden berieten kurz ihre Vorgangsweise und zogen dann - begleitet von den Exekutivkräften - aus dem größten Hörsaal der Uni Wien. Laut AG Presse waren zu dem Zeitpunkt 250 Personen im Audimax. Ein Eingreifen der Polizei war schließlich nicht mehr notwendig, wie auch Cornelia Blum von der Uni Wien gegenüber derStandard.at bestätigte.

Die Studierenden zogen anschließend auf dem Ring, am Parlament vorbei Richtung Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz, wo sie in einem Plenum die weitere Schritte beraten wollen. Die Studierenden hoffen in den nächsten Tagen wieder mehr Leute für ihre Anliegen gewinnen zu können: "Es sieht so aus, als ob bald eine größere Protestwelle kommen wird. Das Feuer ist wieder da", so ein Sprecher der AG Presse gegenüber derStandard.at.

(seb, derStandard.at, 10. Mai 2010)