Graz - Der Brite Colin Fournier ist, nachdem er intensive Bekanntschaft mit der Grazer Kulturbürokratie und -politik gemacht hat, ernüchtert: "Wir fühlen uns betrogen, weil wir das Gefühl haben, für diese Stadt echt etwas geleistet zu haben, einen echten Mehrwert geschaffen haben. Die Stadt geht auf jedem Prospekt damit hausieren und konnte sich international platzieren. Der Stadt ist offenbar gar nicht bewusst, dass sie uns etwas angetan hat."
Indem sie etwas unterlassen hat. Denn seit sieben Jahren kämpfen die beiden britischen Stararchitekten Colin Fournier und Peter Cook, die das neue architektonische Wahrzeichen der Stadt Graz ("friendly Alien" ), konzipiert hatten, um vertraglich fixierte restliche Honorare für die künstlerische Leitung des Baus. Sie schalteten auch die Volksanwaltschaft ein. Ursprünglich war von rund 90.000 Euro, zuletzt von einem Kompromissbetrag in der Höhe von 56.000 Euro die Rede.
Die Stadt Graz weigert sich seit der Inbetriebnahme des Kunsthauses im "Kulturhauptstadtjahr 2003" , die Gelder an das Architektenduo auszuzahlen und focht die Causa sogar jahrelang vor Gerichten aus. Wegen eines Formalfehlers ging die Stadt "siegreich" aus dem juridischen Streit hervor. Das Gericht erkannte zwar die Rechtmäßigkeit von Fourniers und Cooks Verlangen, beschied aber eine gewisse Verjährung der Ansprüche.
Das "Grazer Abenteuer" sei für ihn mittlerweile "zur Katastrophe geworden" , sagte Fournier am Montag zum Standard. Er habe für Büros, Mitarbeiter und die regelmäßigen Flüge nach Graz Vorinvestitionen getätigt, die nun nicht mehr beglichen werden.
Im Büro des zuständigen Stadtrates Gerhard Rüsch (VP) heißt es auf Standard-Nachfrage, man hätte Fournier ohnehin seinerzeit "Geld geben wollen" , allerdings nicht für die künstlerische Oberleitung, sondern für die "internationale Bekanntmachung" des Kunsthauses. Das aber habe Fournier abgelehnt, was dieser wiederum energisch dementiert.
Jedenfalls: Fournier habe keinen Anspruch auf zusätzliche Honorare, heißt es im Rüsch-Büro. Die Frage sei nicht wirklich geklärt, ob er tatsächlich die künstlerische Oberhoheit innegehabt habe - oder nicht doch das Architektur-Partnerbüro in Graz. (Walter Müller, DER STANDARD/Printausgabe, 11.05.2010)