In Burundi, Nepal und Uganda wurden Frauengruppen aufgebaut, durch die gegenseitige Unterstützung gefördert wird.

Foto: CARE

Wien/Kathmandu - Zwei Männer halten ihre Zeigefinger wie Pistolen einer Frau vors Gesicht. Sie zerren sie aus einem Haus, das von zwei Frauen, die ihre Arme zu einem Tor zusammenhalten, dargestellt wird. Die Frau weint, hängt sich an die Beine des Räubers, fleht und bejammert lautstark ihr Elend.
Theater. Und viel Realität. Nepalesische Frauen spielen ihre Erlebnisse nach. Die "Psychodramagruppe" gehört zu einem Programm, das Frauen in Post-Konflikt-Situationen in Nepal, Burundi und Uganda unterstützt. Barbara Kühhas vom österreichischen Verein für Entwicklungszusammenarbeit Care erzählt, dass von der Bewusstseinsarbeit gegen Gewalt die gesamte Familie profitiert. "Frauen können etwa von anderen Frauen lernen, dass man sofort schreien soll, wenn ein Mann zuschlägt." 

Stigma einer Vergewaltigung

In Post-Konflikt-Gesellschaften dominieren Konzepte von gewaltsamer Männlichkeit. In Uganda sind die patriarchalen Strukturen so stark ausgeprägt, dass Männer verhindern wollen, dass sich Frauen überhaupt ohne sie im öffentlichen Raum treffen. Gewalt gegen Frauen wird nicht bestraft. "Es kommt nie zu Verurteilungen", erzählt Kühhas. Denn für ein Gerichtsverfahren brauche man ein medizinisches Gutachten, ein Amtsarzt sei allerdings für zwei Millionen Leute zuständig. "Abgesehen davon gilt es als Stigma, wenn man vergewaltigt wurde. Frauen haben Angst aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden, wenn sie sagen, dass sie Opfer von Gewalt wurden."

In den Frauengruppen wird Geld in einer Gemeinschaftskassa gesammelt, um sich gegenseitig Mikrokredite zu gewähren, Einkunftsmöglichkeiten aufzubauen und sich aus der ökonomischen Abhängigkeit von Männern zu befreien. Bisher wurden 50.000 Frauen mit dem Programm erreicht. Männer werden strategisch miteinbezogen. Es klingt zynisch, Kühhas spricht aber aus Erfahrungen in Uganda: Männer würden weniger Gewalt ausüben, wenn sie realisierten, dass es ihnen besser geht, wenn sie ihre Frauen "nicht schlagen, weil diese dann mehr arbeiten könnten".

Eine Besonderheit des Programms ist, dass sich die afrikanischen Vertreterinnen der Frauengruppen mit Nepalesinnen in "Lernkonferenzen" treffen. „Bei Hilfsprogrammen gab es die Tendenz, die Dinge schönzureden. Durch den Süd-Süd-Austausch können wir besser eruieren, ob die Intervention zielführend war", erklärt Kühhas. Er führt oft auch zu großem Erstaunen. Bei ihrem Besuch in Nepal waren die Afrikanerinnen etwa befremdet, dass die Eltern der Braut eine Mitgift geben und nicht der Bräutigam für die Frau bezahlen muss. (awö, DER STANDARD, Print, 11.5.2010)