Wien - Die Nachwehen der Pleite des Elektrohändlers Cosmos klingen nicht ab. Einkaufszentren suchen nach wie vor händeringend nach Nachmietern für die tausenden Quadratmeter leere Flächen, für die sich keine großen Händler finden wollen. Zum anderen sind jetzt auch die Gerichte in der Causa Cosmos beschäftigt: Sie klopfen die Rechte der Verbraucher ab, die sich Elektrogeräte über sogenannte Schutzbriefe haben versichern lassen. Diese sollten Schäden decken, die durch Diebstahl, Feuer, Wasser, aber auch Materialfehler und Unbeholfenheit entstanden.

Die beiden Versicherer Generali und Itonia, die auch mit Ketten wie Niedermeyer, Hartlauer und Red Zac zusammenarbeiten, weigern sich im Fall von Cosmos, für Ansprüche aus den Jahren 2005 bis August 2009 zu haften. Es geht um mehr als 10.000 Schutzbriefe.

Der Verein für Konsumenteninformation strengt nun einen Musterprozess an. Es könne nicht sein, dass die Kunden im Regen stehen gelassen würden, sagt Peter Kolba von der Rechtsabteilung des VKI. Das Ganze sei eine gute Vertriebsidee: Versicherer kassierten damit ihre Prämien und Elektrohändler für jeden Schutzbrief Provisionen. Dass die Konsumenten offene Forderungen daraus nun an die Konkursmasse anmelden sollten, sei jedoch inakzeptabel. Cosmos habe mit der Generali für die Geräteversicherungen geworben - also habe sie auch dafür einzustehen.

Die Generali war lediglich Versicherer der Itonia ohne Vertragsverhältnis zu Cosmos, lässt diese wissen und hat Einspruch gegen den Zahlungsbefehl erhoben. Itonia argumentiert mit dem Verlust des Partners Cosmos zur Abwicklung der Schadensfälle. Zeichnet sich keine generelle Lösung für Inhaber von Schutzbriefen im Handel ab, drohen die Konsumentenschützer mit weiteren Klagen.

Im Zwielicht steht für viele Cosmos selbst: Der Konzern habe seit Jänner 2010 keine Verträge mehr mit den Versicherern gehabt, die Schutzbriefe aber weiterverkauft und die eingenommenen Prämien behalten, weiß der Obmann des Elektrohandels, Wolfgang Krejcik.

Was die 27 freien einstigen Cosmos-Standorte betrifft, haben Media Markt und Saturn davon bisher Abstand genommen. Der Konzern sperrt lieber auf selbstentwickelten Flächen auf: Heuer eröffnen drei neue Märkte, und 15 weitere sollen folgen. In Richard Lugners Wiener Einkaufszentrum stehen seit Monaten 3000 Quadratmeter leer. Im Juni werde er einen Vertrag auf dem Tisch haben, ist er sich sicher - und sieht auch internationale Elektroketten an einem Einstieg in Österreich interessiert. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.5.2010)